Psalm 34,11

Andachten

Die Reichen müssen darben und hungern; aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gute. - Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenes Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagen Gemüt haben. (V. 11 und 19)

Die geistlich Reichen, voll stolzer Einbildung von sich selbst, sind gewöhnlich sehr arm und dürftig an wahren Gütern des Heils, und darben im Geiste des Gemütes, sind ohne die lebendige Erfahrung des Herrn, ohne seine Liebe, obwohl sie viel davon sprechen können, und Kopf und Mund immer voll haben. Die sich aber arm, elend, dürftig fühlen und deswegen nichts in ihnen selber, sondern Alles in dem Herrn, und nur den Herrn suchen, sich in ihrem Gemüte versammeln und auf ihn und seine Gaben warten, die werden immer gesättigt, getröstet, erleuchtet und beseliget. Es kann ihnen nichts fehlen, weil sie ihn haben. Wie hat, wie bekommt man ihn? Ein zerbrochenes Herz, ein zerschlagenes Gemüt - hat ihn allemal, so oft es ihn will. Ein hochmütiger Geist, ein aufgeblasenes Gemüt, ein sattes, zerstreutes, leichtsinniges Herz entfernt ihn von sich, oder sich von ihm immer mehr.. Willst du ihn? Hättest du ihn gern immer nahe? Nun so gehe den Weg, auf welchem er den Herzen begegnet; bereite ihm die Herberge, in welcher er gern einkehrt und bleibt. Die heißt - ein zerschlagenes Gemüt, ein zerbrochenes Herz. Aber wie kann ich immer so zerbrochen und zerschlagen sein? Wenn sein Herz nicht bricht, so oft er sich zu Gott nahet, der hat sich - seine innere Gestalt des Herzens im Spiegel der Wahrheit noch nie betrachtet. Es ist keine Kunst, sein Herz zerbrechen und sein Gemüt zerschlagen. Man darf sich nur in der wahren Gestalt selbst ansehen mit Augen, die das Lamm gibt, so bricht's von selbst. Und das zieht ihn an, mächtiger als alle Vorkehrungen, Zubereitungen, Dienstleistungen, Geistesübungen usw.. Wie! alle Welt weiß nun, kann es wissen, wo er, und wie er zu finden ist, und doch haben ihn so wenige, selbst fromm und erweckt genannte Herzen! Wenn man ihn weit suchen müsste, dürften wir uns allenfalls entschuldigen. - Aber im Herzen, so nahe, und in einem zerknirschten - nicht in einem reichlich begabten, oder geistreichen, sondern in einem zerschlagenen Gemüte kann man ihn haben. Und doch! und doch! wie fern bist du den Herzen! (Johannes Evangelista Gossner)

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