Die Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit, denen, die seinen Bund und Zeugnis halten.
Oft hört man von einem Menschen sagen, er werde so sehr schwere Wege geführt. Wenn wir in Betreff unserer eigenen Erfahrung in das Heiligtum gehen, so können wir nicht sagen, das diese und jene schweren Erlebnisse immer eine Frucht göttlicher Führung waren, sondern wir werden sagen müssen, dass mancher bittere Kelch von uns selber eingeschenkt wurde, oder zusammenhing mit unserem sündigen Wesen. Wer das nicht bekennt vor dem Angesicht Gottes, der ist nicht demütig. Lässt der Herr uns Schweres begegnen auf Seinem Weg, so mag es uns eine Zeitlang scheinen, als sei es nicht eitel Güte; wenn wir aber im Glauben festhalten, dass sein Wort wahrhaftig ist, so kommt die Zeit, in der wir erkennen, dass schwere Erfahrungen dennoch eitel Güte waren, weil des Herrn Wege Wahrheit sind. Sie sind Wahrheit, weil er auf jedem Schritt, den er mit uns vorwärts geht, nie nur auf die Gegenwart, sondern immer auf unser ewiges Ziel schaut. Danach bemisst er und ordnet er jede Strecke Weges, die wir zurücklegen und eben, weil es ihm nicht zunächst um das für uns Angenehme, sondern um das für uns Heilsame zu tun ist, sind seine Wege Wahrheit. Sie sind frei von aller Untreue auf Seiten unseres Gottes und er tut nichts, worüber wir nicht einst am Ziel werden sagen müssen: es war gut. Wir singen darum von Herzen: „So führst Du doch recht selig Herr die Deinen; ja, selig, wenn auch meist verwunderlich!“ So können aber nur die sprechen, die im Bund mit dem Herrn stehen durch das Blut des neuen Testamentes, und festhalten an Seiner Gemeinschaft; denn nur dann ist er Führer und sein Wort das Licht auf dem Wege. Es ist unmöglich, dass die Untreuen eitel Güte von Seiten des Herrn erfahren.
O du treuer und wahrhaftiger Gott! Wie viel Güte, Wahrheit und Treue hast Du auch an mir schon bewiesen. Habe ewig Dank dafür! Amen.(Elias Schrenk)
Wer die Güte des Herrn erfährt, der kann nicht genug Rühmens von ihr machen, wie David in allen seinen Psalmen. Schien es ihm wohl manchmal, sie habe ein Ende, dass er ausrief: Ist's denn ganz und gar aus mit seiner Güte? hat denn Gott vergessen, gnädig zu sein? Psalm 77,9.10. so dachte er an die Taten des Herrn, an die vorigen Wunder, die er an ihm und seinem Volke bewiesen hat, und dann konnte er sich nicht mehr halten, gleich wieder die Güte des Herrn zu rühmen, und sich derselben zu freuen. Der Herr bleibt immer derselbe, immer die überschwängliche Güte, auch wenn er uns anders erscheint. Das vergiss nicht, Lieber! denn er wird dich, wenn du ihn und seine Güte gleich in ihrer ganzen Größe erfahren hättest, doch wieder in solche Umstände von innen und außen kommen lassen, dass es dir Mühe macht zu glauben, dass er noch gut sei, wenigstens wirst du stark versucht werden, zu zweifeln, ob er dir noch gut sei. Da mache es wie David, denke an die vorigen Wunder seiner Güte, die er an deinem Herzen, oder an andern, bewiesen hat. Oft aber wird er dir, wenn du ihn anders innig und brünstig, treu und beständig lieb hast, so gut erscheinen, dass du wieder Mühe hast zu glauben, ob er es denn wirklich sei, ob es nicht Täuschung oder Betrug sei; weil du nicht begreifen kannst, warum er gegen dich so gut und freundlich ist. Und je mehr du dich vor ihm beugst und dich seiner Güte unwürdig achtest, desto mehr wird er dich mit Gnade und Huld überschütten. Darum sei demütig, wenn er freundlich und gnädig ist, und sei unverzagt und zuversichtlich, wenn er ungnädig und unfreundlich scheint. (Johannes Evangelista Gossner)