Sei willkommen, Herr Jesu Christe, der Du Dich durch Deine wunderbare Zukunft uns armen verlorenen Menschen so nahe tust und Deine ewige Erlösung uns anbietest. Siehe, die Tochter Zion, eine jede gedemütigte und glaubenshungrige Seele, soll Dich mit Freuden empfangen als ihren Bräutigam, und mein Herz soll Dir auch entgegengehen. Lass mich nur gerne meines Vaters, des alten Adams, Haus und Unart vergessen und an Dir Lust gewinnen. Komm herein, Du Gesegneter Deines himmlischen Vaters, stehe nicht draußen vor meines Herzens Tür. Ach, klopfe nicht vergeblich an mit Deinem Worte, sondern tue Dir selbst auf. Wecke mich mit den klugen Jungfrauen aus aller Sicherheit, Trägheit, Fleischeslust, Weltliebe und Eitelkeit auf, dass ich Dir munter und begierig entgegengehe, und mich mit Lots Weib nicht wieder nach meinen alten Sünden umsehe. O Herr Jesu, Du kommst ja so sanftmütig und armselig zu mir, wie sollte ich denn nicht Lust zu Dir gewinnen! Du bist von Herzen demütig, warum sollte ich mich schämen, Dir mein Elend zu klagen und mich aller Strafen schuldig zu geben? Bist Du doch dazu erschienen, unsere Sünden wegzunehmen. O so komm und hebe auf die Feindschaft, die zwischen Gott und mir ist durch den Fall, und versöhne mich in Buße wieder bei dem Vater. Komm in mein Herz, und bringe mit den Geist der Gnaden und des Gebets, der mich vertrete. Komm und schenke mir Deine ganze Erlösung, um welcher willen Du gekommen bist. Bist Du nicht unser König? O so beherrsche auch unsern Willen, dass wir Deinem sanften Stabe gern und treulich folgen, und Dein Zepter ein gerader Zepter in und über uns werde. Kommst Du nicht zu uns als ein Lehrer von Gott, der uns den rechten Weg lehren will? O so leuchte doch in unsere Herzen als ein helles Licht, dass wir Dir nachfolgen und nicht mehr in der Finsternis unseres blinden Herzens dahingehen, sondern da Licht des Lebens haben. Willst Du nicht, Immanuel, zu uns kommen als unser Versöhner und Vertreter? Ach, komm, es ist Zeit, dass wir loswerden vom bösen Gewissen und eine Freudigkeit empfangen, durch Dich einzugehen zum Vater mit Gebet und Glauben, und Deine ewige Erlösung in der Tat zu genießen. Darum komm alsbald mit aller Deiner Kraft in mich. Siehe, mein Herz ist Dir offen, nimm es ganz ein, brauche mich, wie Du willst, lass mich Dir weiter nicht widerstreben.
Komm mit Deiner Gnadengegenwart zu mir, so werde ich vor Deiner Zukunft zum Gericht nicht erschrecken, sondern mein Haupt getrost emporheben und Dir entgegenkommen. Nun, mein Geist spricht: Komm, und Du antwortest mir auch in Gnaden: Ja, ich komme bald. Amen, ja so komm, Herr Jesu, alle Augenblicke, und bleibe bei mir ewiglich unverrückt. Amen. (Friedrich Arndt)
Die Erde ist des HErrn, und was darinnen ist, der Erdboden, und was darauf wohnt.
Mit diesen Worten will David sagen: Der wahre Messias und verheißene Heiland der Welt ist nicht allein ein allmächtiger Gott und HErr des Erdbodens, der alles in Seiner Hand hat; sondern die Erde ist also Sein, dass Er Seinem geistlichen Reiche noch die ganze Erde unterwerfen wird. Seine geistliche Herrschaft wird sich über den ganzen Erdboden erstrecken, es wird alle Welt Ihn für ihren König und einiges Haupt erkennen und ehren, Seine Erkenntnis wird sich in aller Welt ausbreiten. Hiermit lehrt uns der heilige Geist, dass Christi Gnade, Liebe, Verdienst, Erlösung und alle Wohltaten allgemein seien; denn Er ist ein Heiland aller Menschen, sonderlich aber der Gläubigen. Und dass alle Menschen ohne Unterschied, ohne Ansehen der Person, keinen ausgenommen, Seiner Gnade sollen teilhaftig werden; wer sich nur zu Ihm wendet und bekehrt, und wenn er gleich am Ende der Erde oder mitten im Meer wohnte. Niemanden will Gott verschmähen; niemanden will Christus hinausstoßen, wer nur zu Ihm kommt.
Seine Herrschaft sich erstrecket über alles, was da lebt, Seine Hand schützt und bedecket, was sich regt, lebt und schwebt. Wenn Er spricht, so geht Sein Wort schnell wie Blitz und Donner fort, das durchdringet Geist und Leben, das kann Trost und Leben geben. (Johann Arnd)
1. Ein Psalm Davids. Die Erde ist des HErrn, und was darinnen ist; der Erdboden, und was darauf wohnt. 2. Denn Er hat ihn an die Meere gegründet, und an den Wassern bereitet. 3. Wer wird auf des HErrn Berg gehen? Und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? 4. Der unschuldige Hände hat, und reines Herzens ist; der nicht Lust hat zu loser Lehre, und schwört nicht fälschlich. 5. Der wird den Segen vom HErrn empfangen, und Gerechtigkeit von dem GOtt seines Heils. 6. Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Jakob, Sela. 7. Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe. 8. Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der HErr stark und mächtig, der HErr mächtig im Streit. 9. Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe. 10. Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der HErr Zebaoth, Er ist der König der Ehren, Sela.
Der 24. Psalm heißt wieder 1) in seiner Überschrift: Ein Psalm Davids; hernach im Psalm selbst wird uns unser gesegneter Heiland, der im vorhergehenden Psalm als der getreue Hirte ist angerühmt worden, nun als der König der Ehren vorgestellt, und dabei werden uns folgende Umstände zu Gemüt geführt, 2) was dieser König der Ehren für ein Land und Territorium habe, und worauf sich seine billige Ansprache daran gründe, V. 1. 2. 3) Was dieser König der Ehren für vertraute Reichsgenossen habe, auf was für Eigenschaften er bei ihnen sehe, und was er ihnen für Vorteile verschaffe, V. 3 - 6. 4) Was dieser König einmal in der Welt für einen königlichen Einzug halten werde, und wie man ihm dabei begegnen solle, V. 7 - 10. Du Hausvater! bist du auch über dein Haus und dessen Türe Meister? Tust du auch dieselbe diesem König der Ehren und Seinem Wort der Wahrheit auf? Jagst du auch mit den Deinigen der Reinigkeit in Herz und Sinn, in Händen und Werken nach, befleißigst du dich der Wahrheit und der Erkenntnis und Bekenntnis derselben? Oder du Anderer, der etwa nur über sein Herzens-Türlein zu sprechen hat, merkst du auch auf JEsu Stehen vor der Tür? auf Sein Anklopfen? Hörst du auch Seine Stimme, und tust die Tür auf? Bedenkst du auch oft, dass die ganze Erde dazu geschaffen worden, dass JEsus auf derselben offenbar werden soll? Lernst du auch aus JEsu Reden, was dich zu Seinem Reich tüchtig oder untüchtig macht, und dich im Trachten danach hindert; oder ärgert dich der verwirrte Anblick desselben auf Erden, das durch du wenig von diesem Reich zu sehen meinst? Aber gib Achtung, im Vers V. des Psalms heißt Er doch: der HErr mächtig im Streit; das gilt, so lange Er noch mitten unter Seinen Feinden herrschend, Macht und Stärke zu beweisen hat. Hernach im 10. Vers heißt Er der König der Ehren, wenn Sein Reich außer allem Streit und Widerspruch gesetzt sein, und herrlich vor sich gehen wird. Danach richte dich. (Karl Heinrich Rieger)
Dieser Psalm ist eine herrliche Weissagung von dem geistlichen Königreich unseres HErrn JEsu Christi, welches sich in aller Welt, über den ganzen Erdkreis ausbreiten werde, und ist eine Beschreibung der wahren Glieder der heiligen, christlichen Kirche mit ihren Kennzeichen, und eine denkwürdige Ermahnung an die Herren und Häupter der Welt, dass sie dem Reich und der Kirche Christi ihre Tore weit auftun sollen, sich diesem König und Haupt in Glauben und geistlichem Gehorsam unterwerfen, so werden sie von ihm Segen und mächtigen Schutz haben; wo nicht, so sollen sie wissen, dass ihnen dieser König zu stark und mächtig sei, und wider sie streiten und sie besiegen werde. Denn der HErr wird das Szepter seines Reiches senden aus Zion: herrsche unter deinen Feinden; nach deinem Sieg wird dir dein Volk williglich opfern in heiligem Schmuck (Ps. 110,2). Es enthält also dieser Psalm drei Stücke: 1) die allgemeine Herrschaft Christi, unseres Königs, über den ganzen Erdboden, 2) eine Beschreibung der wahren Christen und 3) eine Ermahnung, dass die Könige der Welt dem HErrn Christo ihre Tore auftun sollen.
V. 1. Die Erde ist des HErrn, und was drinnen ist; der Erdboden und was darauf wohnt d. i. der wahre Messias und verheißene Heiland der Welt ist nicht allein ein allmächtiger Gott und Herr des Erdbodens, der alles in seiner Hand hat, sondern so ist die Erde sein, dass er seinem geistlichen Reich die ganze Erde unterwerfen wird: seine geistliche Herrschaft wird sich über den ganzen Erdboden erstrecken, es wird alle Welt ihn als ihren König und ihr einiges Haupt erkennen und ehren. Es wird die Erkenntnis Christi bleiben nicht allein unter dem jüdischen Volke, sondern sie wird sich in alle Welt ausbreiten. Damit lehrt uns der Heilige Geist, dass Christi Gnade Liebe, Verdienst, Erlösung und alle Wohltaten allgemein seien, und wie Paulus sagt (1. Tim. 4,10), dass er sei ein Heiland aller Menschen und dass alle Menschen ohne Unterschied, ohne Ansehen der Person seiner Gnade sollen teilhaftig werden, wer nur immer sich zu ihm wendet und sich bekehrt. Niemanden will Gott verschmähen, Niemanden will Christus von sich stoßen, wer nur zu ihm kommt.
Da lerne nun, lieber Christ: nicht allein im Gnadenreich Christi bist du, du wohnst, an welchem Ort du wollest, wo du gehst und stehst: das Reich Gottes ist auch in dir, so nahe ist es dir, dass du es in deinem Herzen trägst. Und erkenne, dass Gott kein irdisches vergängliches, zeitliches Ding von dir fordert, das du ihm etwa geben könntest, ihn zu versöhnen, Gnade damit zu verdienen. Du elender Mensch, was kannst du Gott geben? Bedenke doch: die Erde ist des HErrn und was darinnen ist. Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten deine Gelübde! Dein Herz sollst du Gott geben, deine Seele will er haben, so will er dir den Reichtum seiner Gnade geben, ja sich selbst mit all seinem ewigen Gut.
Wie Christus ein HErr ist der Erde, also hat er alle Gläubigen zu Herren gemacht aller Kreaturen und sie in die Freiheit gesetzt, sie zu gebrauchen. Wenn man nun dieselben als eine Gabe Gottes im Glauben und mit Danksagung gebraucht, so versündigt man sich damit nicht vor Gott, noch wird das Gewissen damit befleckt; denn was zum Mund eingeht, verunreinigt den Menschen nicht. Aber damit befleckt man sein Gewissen, wenn man wider den Glauben und christliche Liebe handelt.
Es gewährt aber auch einen herrlichen Trost in Elend und Verfolgung, dass wir wissen, die Erde sei des HErrn. Gott kann und wird den Seinen eine Herberge und ein Hüttlein wohl ausersehen, ist doch die ganze Erde sein. Darum verlasse sich aber auch Niemand darauf, dass er eine Stätte habe; Gott kann sie wohl nehmen. Er hat ganze Städte und Königreiche weggenommen und Andern gegeben.
V. 2. Denn er hat ihn an die Meere gegründet und an den Wassern bereitet. Das ist die Ursache, warum die Erde des Herrn ist; Denn sie ist ein Werk der göttlichen Allmacht, das Niemand tun kann denn Gott allein. Und wer wollte sich nicht verwundern, wenn man sieht das große, ungeheure Meer, welchem Gott seinen Lauf gebrochen, ihm Riegel und Damm gesetzt hat und gesagt: bis hierher sollst du kommen, hier sollen sich legen deine stolzen Wellen (Hiob 38,10). Wer soll sich nicht verwundern, wenn wir die Wolken ansehen, was für eine große Last Wasser ist am Himmel und wird von der Luft getragen: Tut Gott das durch seine Allmacht ohne alle menschliche Hilfe, sollte er dann dich, und seine christliche Kirche nicht auch durch seine Allmacht ohne menschlichen Schutz und Hilfe können erhalten und so wunderlich regieren, als er die Natur erhält und regiert?
V. 3. Wer wird auf des HErrn Berg gehen? und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? Der Prophet hat im ersten Sprüchlein geweissagt von dem Reich Christi, wie sich dasselbe über den ganzen Erdenkreis erstrecken werde. Weil aber dies Reich Christi nicht leiblich, sondern geistlich ist, so gibt er auch allen Christen gewisse Kennzeichen, an welchen sie sich selbst sollen prüfen, ob sie im Reich Christi sind und leben. Das erste Kennzeichen der wahren Christen und Kinder Gottes ist, dass sie auf den Berg des HErrn gehen, d. h. sich von der gottlosen Welt absondern und sich zu dem gläubigen Häuflein halten. Weil aber das wohl auch ein Heuchler tun kann, so steht dabei: wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? d. h. wer wird sein Christentum mit rechtschaffenen Glauben, und heiligem Leben beweisen? Wer das tun will, der muss sich absondern von dem falschen Glauben, der mit Gottes Wort nicht übereinstimmt; denn ein solcher ist nicht die heilige Stätte Gottes. Danach muss er sich auch absondern von dem gottlosen Leben dieser Welt; denn das ist auch nicht der heilige Berg noch die heilige Stätte Gottes. Weil aber das nicht Menschenwert ist, sondern Gottes Werk in uns, so hat uns der HErr befohlen, um dies sein Reich in uns zu bitten.
V. 4. Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist, der nicht Lust hat zu loser Lehre und schwöre nicht fälschlich. Unschuldige Hände bezeichnen alle äußeren Werke der wahren Christen, damit sie ihren Glauben bezeugen. Solche Werke aber, so sie rechtschaffen sein sollen, Gott gefallen und den Menschen nützen, müssen aus reinem Herzen kommen, das durch den Glauben gereinigt und durch den heiligen Geist geheiligt und erneuert ist. Solche Werke sind rechte, gute Werke oder christliche Tugenden, die aus Gott kommen und in Gott getan sind, durch Gott gewirkt werden und zu Gott gehen. Hierin soll sich nun ein jeder Christ prüfen, wenn er etwas denkt, redet oder tut: ist das auch aus Gott und in Gott getan, dass es ins Licht vor Gottes Augen kommen darf und daselbst bestehen kann? ist es auch aus einem reinen Herzen? O wie viel wird geredet und getan, das aus Leidenschaft, aus Fleisch und Blut herkommt und nicht aus Gott, muss aber oft alles aus und in Gott getan heißen. Ist dein Herz gereinigt, reingewaschen durch den Namen JEsu und den Geist unseres Gottes, so sind alle deine Werke rein; ist aber dein Herz nicht rein, so sind alle deine Werke, so ist dein ganzes Leben unrein und gefällt Gott nicht.
Der nicht Lust hat zu loser Lehre und schwört nicht fälschlich. Lose Lehre ist solche, die ohne Grund göttlichen Wortes aus menschlicher Vernunft ersonnen ist, aus eigenem Dünkel, die nicht vom heiligen Geist kommt. Darum kann sich auch das Herz nicht darauf verlassen, weil es der HErr nicht gesagt hat. Das tut nun kein wahrer Christ, dass er sich zu gottloser Religion und Lehre wende; denn ein wahrer Christ, mit dem heiligen Geist gesalbt und versiegelt erkennt Gott recht in der Wahrheit, ehrt und betet Gott an in der Wahrheit und versteht und erkennt gar gut, dass alles, was wider Gottes Wort, falsch ist. Denn der Heilige Geist, Gottes Wort und Glauben lassen sich nicht trennen. So hängt denn ein Christ mit seinem Herzen nicht an der Welt und führt keinen ganzen Wandel ohne Heuchelei, ohne Falschheit und Betrug seines Nächsten.
V. 5. Der wird den Segen vom HErrn empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils. Die Weltkinder haben ihr Reich in dieser Welt, Ehre, Reichtum, Herrlichkeit und Wollust; was haben denn aber die Kinder Gottes im Reiche Christi? den Segen von dem HErrn. Was ist dieser Segen? Es ist Gerechtigkeit von dem Gott unseres Heils, d. i. von unserem HErrn JEsu Christo. Es ist ein wahrhaftiges Kennzeichen eines wahren Christen, dass er sich Christi Gerechtigkeit durch den Glauben zueignet und allein durch Christum und in Christo gerecht sein will, dass ihn Christus allein durch seinen Gehorsam mit Gott versöhnt und durch sein Blut vor Gott gerecht gemacht hat. Diese Gerechtigkeit ist der rechte Segen, wie St. Paulus bezeugt (Gal. 3,9): die des Glaubens Abrahams sind, die werden mit dem gläubigen Abraham gesegnet, d. h. sie erlangen mit Abraham die wahre Gerechtigkeit vor Gott, werden los von dem Fluch des Gesetzes, vom Zorne Gottes, von Sünde, Tod, Teufel, Hölle und Verdammnis und empfangen im Gegenteil aus Gnaden den Segen, Gerechtigkeit wider die Sünde, Gnade, für den Zorn, Leben für den Tod, Seligkeit für die Verdammnis und in diesem Leben den heiligen Geist mit allen seinen Gaben.
V. 6. Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Jakob. Das sind Menschen, die aus Gott geboren sind und nicht aus Fleisch und Blut, die auch in der neuen Geburt leben. Und alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, verschmäht die Welt, lässt sich durch keine Furcht noch Lust überwinden; und wenn einen solchen Menschen gleich Teufel und Welt verfolgten, achtet er doch Gottes Gnade für seine höchste Freude. Diese sind es, die nach ihm fragen, d. h. die nicht an der Welt, sondern an dem HErrn ihre Lust und Freude haben, die sein Antlitz, seine Gnade suchen, dieselbe für ihren größten Seelenschatz, für ihr ewiges Gut halten und aller Welt Ehre, Lust und Herrlichkeit vorziehen.
V. 7.-10. Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe. Wer ist der König der Ehren? Es ist der HErr, stark und mächtig, derselbige HErr, mächtig im Streit. Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe. Wer ist der König der Ehren? Es ist der HErr Zebaoth, er ist der König der Ehren. Das ist zu verstehen von der heiligen werten Christenheit und werten Kirche Gottes auf Erden, welche in der Schrift einer großen und schönen Stadt verglichen wird. Daraus mögen wir nun die Herrlichkeit der Kirche erkennen, wie köstlich und herrlich das Häuflein der Gläubigen vor Gottes Augen ist, weil der Heilige Geist dieselbe so lobt, rühmt und ehrt, und sie so herrlich beschreibt. Weil in dieser Stadt ein so herrlicher König seinen Sitz und seine Wohnung hat, so müssen auch seine Diener und Untertanen herrlich sein vor Gottes Augen; deshalb nennt Ps. 16 (V. 3) die Gläubigen Heilige und Herrliche, an welchen Gott sein Wohlgefallen habe. Es ist viel daran gelegen, dass ein Christ seine Herrlichkeit in Christo wisse und erkenne, auf dass seine Hoffnung gestärkt werde, und er im Kreuz nicht verzage.
Weil aber die Tore der Welt auch die Herren und Könige der Welt bedeuten, so ist in diesen Worten eine ernstliche Ermahnung an alle Obrigkeit, dass sie der christlichen Kirche, weil sie vor Gottes Augen so köstlich und herrlich und eine so schöne Stadt ist, Herberge geben. Denn die Kirche Gottes ist nicht allein ein großer Schmuck aller Königreiche, sondern sie bringt auch herrlichen Segen und Schutz allen Landen.
Hier wird aber unser König genannt ein König der Ehren, weil er ein allmächtiger Gott ist, der Glanz der Herrlichkeit Gottes, wonach alle Kreaturen ihn als ihren Schöpfer zu ehren schuldig sind. Er ist ein König der Ehren wegen seines herrlichen Amtes und seiner großen Wohltaten; ihm gebührt alle Ehre im Himmel und auf Erden. So will auch Gott, der allmächtige Vater nicht anders denn in seinem lieben Sohn und durch denselben geehrt werden, wie der HErr Christus selbst spricht (Joh. 14,12): was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehrt werde durch den Sohn. Er ist ein König der Ehren und Herrlichkeit, weil ohne ihn und außer ihm Niemand zum Vater kommen kann in die Herrlichkeit. Er ist der HErr der Herrlichkeit wegen seines Stuhles zur rechten Hand der Kraft und Gewalt Gottes.
Es wird aber unser König der Herrlichkeit genannt HErr Zebaoth, der HErr der Heerscharen. Wenn man die himmlischen Heerscharen in ihrem Glanz und ihrer eigen Herrlichkeit mit Augen sehen könnte, und wie alle Engel den Sohn Gottes zur Rechten des Vaters auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit anbeten, so würden wir sehen, was Zebaoth heißt, HErr der Heerscharen. Der Prophet Daniel hat diese Herrlichkeit gesehen (7,10): Tausendmal tausend standen vor ihm, zehnmal hunderttausend dienten ihm.
Endlich wird unser König der Ehren genannt stark und mächtig, der HErr, mächtig im Streit, stark zu schützen, mächtig zu überwinden. Denn er hat ausgezogen die Fürstentümer und Gewaltigen, sie öffentlich zur Schau getragen und einen Triumph aus ihnen gemacht (Kol. 2,15). Das sollen wir uns zum Trost gesagt sein lassen wider allerlei geistliche und leibliche Feinde, dass der HErr der Herrlichkeit unser Gott und HErr ist. Sind wir zu schwach, der HErr ist stark und mächtig, der HErr mächtig im Streit. So sagt König Assa und Jonatan, da jenen tausendmal tausend Mohren überfielen: es ist dem HErrn leicht, durch wenig oder viel Helfen; bei ihnen ist ein fleischlicher Arm, bei uns aber der HErr Zebaoth. Amen.
Gebet.
HErr JEsu Christe, der du samt dem Vater und dem Heiligen Geiste bist ein HErr, Schöpfer, Regierer und Erhalter Himmels und der Erden, und bist das Haupt deiner Kirche, welche dich recht erkennt und anruft, und durch den Glauben an Dich alle Gerechtigkeit, Heil, Leben und Seligkeit hat; wir bitten deine grundlose Barmherzigkeit, du wollest dir im menschlichen Geschlecht und unter uns stets eine Kirche sammeln und erhalten, und die Herzen der Obrigkeit also lenken und leiten, dass sie dir und deinem Wort Tor und Tür, Kirchen und Schulen, Haus und Hof auftue und unterwerfe, auf dass du, der Ehrenkönig und HErr Zebaoth, einziehen mögest, und dir in deiner Gemeinde junge Pflänzlein erzogen werden, die dich stets erkennen, fürchten, anrufen, loben, ehren und preisen und dir dienen von nun an bis in Ewigkeit. Amen.