Selig ist der Mensch, der seine Lust hat am Gesetz des HErrn rc.
Ein gläubiger Christ, welcher den Heiligen Geist empfangen hat, empfindet das lebendige, ewige Wort Gottes in sich, das ihn bewegt, tröstet, stärkt, erquickt, sein Herz erfreut, seinen Sinn und Gemüt ändert und erneuert; es gibt ihm neues Licht, Weisheit, Verstand, Erkenntnis und Andacht. Denn so oft man Gottes Wort innerlich betrachtet, so oft gibt es neue Freude, neue Erkenntnis, neues Licht, Leben und Kraft. Besonders kann eine Seele in hohen. Anfechtungen, in Todesnot und in allerlei Kreuz nichts trösten und wider die Verzweiflung erhalten, denn Gottes Wort. Demnach ist es wahr, da der selig sei, der Gottes Wort lieb hat; denn der irdische Trost vergeht mit dem zeitlichen; aber Gottes Trost ist ewig, und derselbe ist im Worte Gottes. Die unsterbliche Seele will einen unsterblichen Trost haben. Darum preist der heilige Geist die Leute selig, die Gottes Wort lieb haben. Im Wort Gottes findet man ja Gottes Gnade und Gott selbst.
HErr, öffne mir die Herzenstür, zeuch mein Herz durch Dein Wort zu Dir; lass mich Dein Wort bewahren rein, lass mich Dein Kind und Erbe sein. (Johann Arnd)
Der immer grüne Fruchtbaum im reich bewässerten Boden, das ist ein herrliches Gleichnis für ein gelingendes Leben, ein Baum, der auch im Sturme steht, nicht ein zitterndes Gras oder schwankender Halm, ein immergrüner Baum, nicht ein winterlich kahl gewordener, weil sein Saft vertrocknet und sein Leben stockt, ein fruchtbringender Baum, der nicht nur sich selbst das Wachstum verschafft, damit er mit hochgehobenem Wipfel im Schmuck seiner Blätter prange, sondern der in das Ganze der Natur hineingestellt ist, andere nährend, wie er selber genährt wird, und gebend, wie er selber empfängt. Schwerlich kann man unser menschliches Los schöner darstellen. Wem gilt dieses Gleichnis? Dem, der am Gesetz des Herrn seine Lust hat und es sich ohne Unterbrechung vorsagt, sei es Tag oder Nacht. Wie könnte mein Leben gedeihen, wenn es von Gottes Willen geschieden wäre und wie könnte ich seinen Willen erfahren anders als durch sein Gesetz? Ich weiß, dass an Gottes Gesetz mein Fall und meine Schuld entsteht. Weil Gottes Gesetz zu uns spricht, sind wir Sünder. In meinem Unheil wird aber die Heilsamkeit des Gesetzes offenbar und mir gezeigt, dass ich nur in der Erfüllung des göttlichen Willens mein Heil finden kann. Nur im Gehorsam gegen Gottes Gebot hat mein Werk Wurzeln, die ihm Kraft zuleiten, und nur so bringt es Frucht hervor, die den anderen dienen kann. Darin ist Gottes Gnade offenbar und wirksam bei uns, dass er sein Gebot mit lebendiger Schrift in unseren Willen schreibt und ihn seinem Willen gehorsam macht.
Ich habe Lust, Herr, zu Deinem Gebot. Fülle es mit Kraft, dass es nicht ein Buchstabe für mich bleibe, sondern mich mit schaffender Kraft in Deinen Gehorsam leite. Ich strecke mich nach Deiner Verheißung, die mir Bestand, Gedeihen und Fruchtbarkeit verheißt. Ich darf und will sie von Deinem Gebot nicht trennen. Darum ist mein Gebot: schreibe mir Dein Gebot in mein Innerstes; dann wird aus Deinem Gebot mein Werk nach Deinem Willen. Amen. (Adolf Schlatter)