Auch der leiblichen Not der Deinigen nimmst Du Dich an, o Herr Jesu, wie es der 145. Psalm lehrt und besingt. Das war immer Deiner Weise in Deinem Lehramte. Wenn Du einen Elenden vor Dir sahst, so hieß es zuerst: Sei getrost, deine Sünden sind dir vergeben; hernach halfest Du auch seinem leiblichen Elend ab. Damit bestätigtest Du Deine eignen Worte: „Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das Andere alles zufallen.“ So gibst Du denn auch am Kreuze Deiner betrübten Mutter einen andern Sohn an Johannes. Du hättest dies auch nach Deiner Auferstehung bestellen können; das schien aber Deiner Liebe gleichsam zu lange; Du wolltest die gute Maria gern auf der Stelle mit etwas erfreuen, und ihre Treue, dass sie unter Deinem Kreuze stand, gern sogleich vergelten, so gut Du es jetzt konntest. Da sehe ich wohl, dass es damit nicht getan wäre, wenn ich Tag und Nacht nach irdischen Dingen rennen und laufen wollte; Deine segnende Hand kann mich in einer Stunde reich machen. Du darfst nur sprechen: siehe, das soll dein sein; so ist es mein. Aber ohne Dein Geben und Sprechen will ich auch nichts haben; Du wirst mir das Nötige zu meiner Pflege nicht versagen. Lehre mich, mein Heiland, besonders auch in der Mittagsstunde, wo Du so liebreich für deine Mutter gesorgt, alle Gaben aus Deiner Hand empfangen und nehmen. Ach, Du einziger Erwerber alles Guten, wie oft hast Du mir schon in der Mittagsstunde den Tisch reichlich gedeckt, nicht nur zur Notdurft, sondern auch zu meiner Erquickung; aber wie muss ich mich vor Dir schämen, dass ich über dem Essen Deiner so wenig gedenke. O vergib mir diese Sünde und schenke mir die Gnade, dass ich jedes Mal meinen Tisch gleichsam vor Deinem Kreuze decke, und in jedem Bissen, den ich genieße, deine Liebe schmecken möge. Lass mich daher auch deine Gaben mäßig gebrauchen, und nicht den Bauch zum Gott machen, wodurch ich ein Feind Deines gesegneten Kreuzes werden würde. Dein guter Geist lehre mich auch hierin tun nach Deinem Wohlgefallen. Amen. (Friedrich Arndt)
Wer den Herrn kennt und auf seine Werke und Führungen beständig Acht hat, des Herz muss immer voll Dank, des Mund voll Lobpreisung Gottes sein; er kann seine Größe, Macht und Güte nicht genug bewundern, weil er mit jedem Schritt auf Spuren und Fußstapfen des allenthalben wandelnden und segnenden Gottes stößt. Mann möchte ihn allen Menschen kund tun, Alle sollten es wissen, Alle, damit Alle ihn lobten und priesen; denn Alles, was lebt, lebt ja nur durch ihn. Alle Geschöpfe warten nur auf seine Erhaltung, Belebung und Ernährung. Was er nicht erhält, kann sich selbst nicht erhalten. Und er tut seine Hand - die große, reiche Hand, auf, und segnet und erfüllt Alles, Himmel und Erde, mit Leben, Kraft und Freude. Scheint es auch oft, dass etwas nicht so sein sollte, wie es ist, kann man nicht begreifen, wie Gott dieses oder jenes zulassen könne, so darf doch ohne Bedenken von ihm gerühmt werden: Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen und heilig in allen seinen Werken. Kein Geschöpf wird ihn einer Sünde, eines Versehens, bezichtigen können. Und welch eine herzerhebende Wahrheit: Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen: Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren, er hört ihr Schreien und hilft ihnen. Wer sich fürchtet vor seinem Wort, wer sich hütet, es auch im Geringsten nicht zu übertreten, auf den sieht der Herr und lässt gewiss keinen Wunsch seines Herzens unerfüllt. Er behütet alle, die ihn lieben. Es ist nicht zu beschreiben, welche Vorrechte seine Geliebten haben, wie sehr er auf die sieht, die auf ihn sehen. Wer ihn aber, gottlos, nicht achtet, der wird verachtet und vertilgt. (Johannes Evangelista Gossner)