Psalm 119,54

Andachten

Deine Rechte sind mein Lied in meinem Hause.

David oder ein anderer Prophet, welcher den 119. Psalm geschrieben hat, sah das göttliche Wort, welches er in diesem Psalmen hoch rühmte, auf verschiedenen Seiten an, und gab ihm deswegen verschiedene Namen. Er nannte es oft geradezu das Wort oder die Rede Gottes, da er denn Gott sich als den unendlichen Geist vorstellte, welcher Sich durch Reden zu den Menschen herabgelassen und ihnen Vieles offenbart hat. Er redet auch von den Zeugnissen Gottes, und erinnerte sich bei diesem Wort, dass der wahrhaftige Gott von dem, was ist, und war, und gewesen ist, und von demjenigen, was geschieht, geschehen war, und geschehen sollte, in Seinem Wort gezeugt habe. er gedenkt auch der Gebote Gottes, und stellte sich dabei Gott als einen gebietenden HErrn vor, ingleichen des Gesetzes oder der Lehre Gottes, da denn Gott als der treueste Lehrer der Menschen gepriesen wird. Er redet auch von den Befehlen oder Heimsuchungsgeboten Gottes, und scheint durch diesen Namen diejenigen Verordnungen, Tröstungen und Drohungen Gottes anzudeuten, welche nicht allgemein lauten, sondern in der Anwendung auf besondere Fälle und Personen, da Gott gleichsam eine besondere Visitation anstellte, ausgesprochen worden, übrigens aber bei einer weisen Anwendung von einem allgemeinen Nutzen sind. Er redet ferner von den Gerichten oder gerichtlichen Aussprüchen Gottes, worin Gott als Richter über die Menschen ein gnädiges oder strenges Urteil gefällt, und ihre Werke gelobt oder gescholten hat. Endlich tut er auch der Rechte oder Satzungen Gottes Meldung, wodurch der ewige und unveränderliche Gott gewisse Säulen und Grundfesten hingestellt hat, welche kein Widerspruch und keine Gewalt umstoßen kann. Von diesen Rechten nun sagt er V. 54., sie seien sein Lied in seinem Hause. Der Prophet stellt sich also als einen Hausvater vor, und sagt, dass in seinem Haus von den Rechten Gottes Vieles gesungen, und geredet werde: und so soll es in einem jeden Hause hergehen. Nicht der blinde Eigensinn des Hausvaters oder der Hausmutter, auch nicht der störrige Sinn der Kinder und Ehehalten, sondern die unbeweglichen Grundsätze, die Gott festgestellt und ausgesprochen hat, sollen das Haus regieren. Auch soll ein Haus, das dem HErrn geheiligt ist, nicht nach den Sitten der eitlen Welt, und nach den Aussprüchen derer, die der böse Geist treibt, eingerichtet sein. Die göttlichen Grundsätze sollen darin gelten, von denselben soll man, anstatt fauler Geschwätze oder Zänkereien, singen und sagen, aus denselben sollen alle Hausgenossen ihre Weisheit schöpfen. Auch sollen dieselben für Alle bei den täglichen Beschwerden die Trostquelle sein. Wohl dem Hause, in dem es also hergeht! In demselben mangelt es an Ordnung, Liebe, Zucht, Heiterkeit und Segen nicht. Soll es aber in einem Hause also hergehen, so muss insonderheit der Hausvater wie David gesinnt sein, der Ps. 101., nachdem er V. 2. gesagt hatte: ich handle vorsichtig und redlich bei denen, die mir zugehören, und wandle treulich in meinem Hause, V. 6.7. hinzusetzt: meine Augen sehen nach den Treuen im Lande, dass sie bei mir wohnen, und habe gern fromme Diener. Falsche Leute habe ich nicht in meinem Hause, die Lügner gedeihen nicht bei mir. (Magnus Friedrich Roos)

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