Psalm 119,135

Andachten

Lass Dein Antlitz leuchten über Deinen Knecht, und lehre mich Deine Rechte. Meine Augen fließen mit Wasser, dass man Dein Gesetz nicht hält.
Mit diesen Worten will der Prophet sagen: Von Natur bin ich eitel Finsternis; Du aber bist eitel Licht, lass Dein Licht meine Finsternis erleuchten, und wenn ich nur das Licht Deines Antlitzes habe, das ist, Deine Gnade und Trost, so frage ich nichts nach der Menschen Lästerung und Feindschaft; und wenn ich Deine Wahrheit habe, und Du mich Deine Rechte lehrest, so frage ich nichts nach der Menschen Lügen. Der Teufel, die alte Schlange muss mir ja auch einen Mordstich geben, sonst wäre ich Christi Glied nicht. Es ist mir aber tröstlich, dass ich Dir es klagen kann und Du mein Gebet erhörst und mich tröstest, mein Herz erleuchtest und erfreust. Das ist aber der höchste Grad zu beten, wenn man mit herzlichen Tränen betet, und weint über die Bosheit der Welt, wie Jeremias und der HErr selbst, der Sich Gott mit Tränen geopfert hat. Es ist freilich mit blutigen Tränen zu beweinen, dass die Welt Gott so verachtet, der doch Seine höchste Liebe an uns bewiesen, an Leib und Seele, dass eine so hohe Liebe, Freundlichkeit und Treue mit so großem Undank soll belohnt werden, und hingegen dass dem Teufel, dem abgesagten Gottes- und Menschen- Feinde soll mit aller Bosheit und gottlosem Leben gedient werden. (Johann Arnd)

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