Wo Gott der Herr nicht bei uns hält
Wenn unser Feinde toben,
Und er unsrer Sach nicht zufällt
In Himmel hoch dort oben,
Wo er Israel Schutz nicht ist
Und selber bricht der Feinde List,
So ist’s mit uns verloren.
Was Menschen Kraft und Witz anfäht
Soll uns billig nicht schrecken:
Er sitzet an der höchsten Stätt
Der wird ihr’n Rath aufdecken.
Wenn sie es auf’s klügest greifen an,
So geht doch Gott ein ander Bahn,
Es steht in seinen Händen.
Sie wüthen fast und fahren her,
Als wollten sie uns fressen.
Zu würgen steht all ihr Begehr,
Gotts ist bei ihn‘ vergessen;
Wie Meereswellen einher schlan1),
Nach Leib und Leben sie uns stan,
Des wird sich Gott erbarmen.
Sie stellen uns wie Ketzern nach,
Zu unserm Blut sie trachten,
Noch rühmen sie sich Christen hoch,
Die Gott allein groß achten:
Ach Gott, der theure Name dein
Muß ihrer Schalkheit Deckel sein!
Du wirst einmal aufwachen.
Aufsperren sie den Rachen weit
Und wollen uns verschlingen;
Lob und Dank sei Gott allezeit,
Es wird ihn‘ nicht gelingen,
Es wird ihr Strick zerreißen gar
Und stürzen ihre falsche Lahr2),
Sie werden Gott nicht wehren.
Ach Herr Gott, wie reich tröstest du,
Die gänzlich sind verlassen,
Der Gnaden Thür steht nimmer zu;
Vernunft kann das nicht fassen:
Sie spricht: es ist nun All’s verlorn,
Da doch das Kreuz hat neugeborn
Die deiner Hilf erwarten.
Die Feind sind all in deiner Hand,
Darzu all ihr Gedanken;
Ihr Anschlag ist dir wohlbekannt,
Hilf nur, daß wir nicht wanken.
Vernunft wider den Glauben ficht,
Auf’s Künftig will sie trauen nicht,
Da du wirst selber trösten.
Den Himmel und auch die Erden
Hast du, Herr Gott, gegründet;
Dein Licht laß uns helle werden,
Das Herz uns werd entzündet,
In rechter Lieb des Glaubens dein
Bis an das End beständig sein,
Die Welt laß nimmer murren.
„Nisi quia Dominus“
1. Wär Gott nicht mit uns diese Zeit,
So soll Israel sagen,
Wär Gott nicht mit uns diese Zeit,
Wir hätten mußt verzagen,
Die so ein armes Häuflein sind,
Veracht von so viel Menschenkind,
Die an uns setzen alle.
2. Auf uns ist so zornig ihrn Sinn,
Wo Gott hätt das zugeben,
Verschlungen hätten sie uns hin
Mit ganzem Leib und Leben,
Wir wärn als die ein FLut ersäuft
Und über die groß Wasser läuft
Und mit Gewalt verschwemmet.
3. Gott Lob und Dank, der nicht zugab,
Daß ihr Schlund uns möcht fangen.
Wie ein Vogel des Stricks kommt ab,
Ist unser Seel entgangen,
Strick ist entzwei und wir sind frei,
Des Herren Namen steht uns bei,
Des Gotts Himmels und Erden.
Nisi quia dominus erat in nobis.
WO der Herre nicht bey uns wer,
also sag Israheli,
Wo nicht bey uns were der herr,
wenn die menschen unzeli
Setzen wider und gwaltigklich,
sie verschlunden uns lebendich,
Wenn jr zoren ergrimmet!
So het das wasser unns ertrenckt,
wasser stram hetten nohe
Unser seele zu grundt versenckt,
es weren wasser hohe
Uber unser seel gangen drat:
gelobt sey Got, der uns nicht hat
Geben zum raub in zeene!
Entrunnen so ist unser seel,
wie ein vogel on wissen
Einem listigen vogler schnel,
der strick der ist zerrissen
Und wir sind frey, ledig und loß,
unnser hilff stehet im Herren ploß,
Der macht hat hymel, erden!