So wollest Du Deinem Knechte geben ein gehorsames Herz!
Treuer Heiland! Schenk uns ein gehorsames Herz, damit wir Deinem Wort folgen und dereinst von Dir wachend gefunden werden! Gehorsam ist Dir wohlgefälliger denn Opfer. Darum bitten wir Dich, Du wollest uns helfen, Dir willig nachzufolgen, der Du gehorsam warst bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuz. Im gläubigen Aufblick zu Dir wird es uns leicht werden müssen, Deinem heiligen Vorbild zu folgen. HErr, wir wollen Weisheit und Reichtum gern drangeben, wenn Du uns nur ein gehorsames Herz schenkst. Wir geben Dir unser Herz und wollen Deine Wege unseren Augen wohlgefallen lassen. Dann werden wir Dir einst in Wahrheit als Deine Knechte dienen können und Dein Angesicht schauen dürfen und Dein Name wird auf unseren Stirnen sein! (unbekannt)
So wollest du deinem Knechte geben ein gehorsames Herz.
Wenn Gott zu einem Menschen, wie zu dem Salomo spricht: „Bitte, was ich dir geben soll“, so stellt er das Menschenherz damit auf die Probe. Was hätte der junge König sich alles erbitten können? Langes Leben, Reichtum, Sieg über seine Feinde, Ruhm und Ehre, Macht und Herrlichkeit, alles lag vor seinen Augen, dass er mit seinen Bitten es sich zuwenden konnte. Wer weiß, was wir an seiner Stelle gebeten hätten! Aber Salomo weiß, was er bitten will. Er sucht nicht einmal eine Bedenkzeit, um sich zu besinnen und die Sache sich reiflich zu überlegen. Er bittet sogleich um das Eine, was not tut: Du wollest deinem Knechte geben ein gehorsames Herz! Ein gehorsames Herz, das auf Gottes Gebote und Rechte achtet, das ist es, was er sich wünscht und erbittet.
Es geziemt auch uns, mit ihm dies Eine zu bitten: „So wollest du deinem Knechte (deiner Magd) geben ein gehorsames Herz!“ Ja, ein gehorsames Herz, das auf Gottes Wort hört, auf seinen Willen merkt und in seinen Wegen wandelt. Ein gehorsames Herz im Glück wie im Unglück, in Ehren wie in Unehren, gehorsam zum Reden und gehorsam zum Schweigen, gehorsam zum Wirken und gehorsam zum Leiden, das ist es, was uns not tut. Ein gehorsames Herz, das in aller Geduld und Stille gehorsam ist, ohne viel Worte und Aufhebens zu machen; das ohne Bedenken und Widerstreben gehorsam ist, auch wenn die Wege Gottes unserem Fleisch und Blute nicht behagen; das mit aller Freudigkeit gehorsam ist, auch wenn es unseren Wünschen entgegen geht; ein gehorsames Herz, das gehorsam ist bis zum Tode, wie es der Herr Jesus gewesen ist: das ist es, was uns not tut. Wir wollen nie und nimmer bitten um viel Geld und Gut, um Ansehen und Ehre, um Gesundheit, um gute Tage, um Glück und Freude. Um ein gehorsames Herz wollen wir bitten mit rechter Einsicht und mit rechtem Verständnis, wie so notwendig wir es zu unserem heiligen Berufe gebrauchen. Darum wollen wir nicht ablassen immer und immer wieder anzuklopfen, damit der Herr unseren Schaden heile und unseren Mangel erfülle. Um dieses gehorsame Herz wollen wir bitten in rechter Demut, indem wir unsere Schwachheit und Torheit nie und nimmer übersehen und aus den Augen lassen. Aber auch fröhlich und unverzagt wollen wir darum beten in herzlicher Dankbarkeit. St. Paulus ermahnt uns: „Sorget nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitte im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden“ (Phil. 4,6). Darum so wollen wir nie und nimmer verzagen, wenn wir täglich unsere Schwächen und Gebrechen erkennen, und uns dadurch in dem Glauben an die Gnade und Treue unsers Gottes nicht stören lassen. (Friedrich Ziethe.)