1. Könige 3,7

Andachten

Nun, Herr mein Gott, du hast deinen Knecht zum Könige gemacht, an meines Vaters Davids Statt. So bin ich ein kleiner Knabe, weiß nicht weder meinen Ausgang noch Eingang. - So wollest du deinem Knechte geben ein gehorsames Herz!
In tiefster Herzens-Demut steht der Davidssohn vor dem Angesicht seines Gottes. Als ein kleiner Knabe ist er in seinen eigenen Augen, der weder Ausgang noch Eingang weiß, und seine Seele erbebt vor der gewaltigen Größe seines königlichen Berufes. Darum bittet er nur um Eins: um ein gehorsames Herz, dass der einige und ewige Wille des Herrn in ihm und durch ihn regiere. In dem Einen ist Alles gegeben! O welch' eine Lauterkeit des Sinnes! welch' eine Größe in der Beugung! Unser Grundübel und Erzschade bei all' unserem Tun und Vornehmen ist die Überhebung des Eignen in Wissen und Können. Da treten wir in Ämter und Würden, besteigen Kanzeln und Katheder, schreiben Bücher und sprechen Urteile, trachten nach Ehren und Orden, und sind vor Gott nichts als kleine Knaben, die weder Ausgang noch Eingang wissen! wir aber stolzieren daher als große Männer mit Prunken und Prahlen. Wer bittet wohl wie Salomo um ein gehorsames Herz? wer zerbricht so seinen Eigenwillen und gibt allein dem Willen des Herrn Raum? wer erkennt sich durchaus und völlig in seinem Unvermögen und wie er so gar nichts ist? - Und wenn wir nun Erfolge haben, wenn die Leute uns rühmen, dass wir so herrliche Reden halten und große Taten vollbringen, wie dann? ist es nicht wie ein Taumelbecher an unsern Lippen und wir trinken's und saugen's ein mit Wollust, bis wir dermaßen sinnlos berauscht sind, wie der König Nebukadnezar, da er spricht: Siehe da, die stolze Babel, die ich mir erbaut zu Ruhm und Ehren meines Namens und meiner Herrlichkeit! O Herrgott! was sind wir doch, dass Du noch an uns gedenkst, und was ist des Menschen Kind, dass Du Dich seiner noch immerdar annimmst?! Hier legen wir uns nieder mit ganz zerschlagenem Herzen, und bitten: Verwirf uns noch nicht! ach, verwirf uns nicht! (Nikolaus Fries)

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