Aber David war in der Wüste Siph, in der Heide. V. 16: Da machte sich Jonathan auf, der Sohn Sauls, und ging hin zu David in die Heide, und stärkte seine Hand in Gott. V. 17: Und sprach zu ihm: fürchte dich nicht, meines Vaters Sauls Hand wird dich nicht finden, und du wirst König werden über Israel, so will ich der Nächste um dich sein; auch weiß solches mein Vater wohl. V. 18: Und sie machten beide einen Bund miteinander vor dem Herrn, und David blieb in der Heide, aber Jonathan zog wieder heim.
Das war ein rechtes Freundschaftsstück! Der Königssohn Jonathan geht hinaus in die Heide zu dem Verfolgten und hart Bedrängten, der heimatlos umherirrt und stärkt seine Hand in Gott! wie köstlich! fragst Du, was das sagen will: einem Andern die Hand stärken in Gott! o, das geschieht durch Liebeswort und Liebestat, durch Hingebung und Selbstverleugnung. Das Liebeswort Jonathans lautet: Du wirst König werden! und seine selbstverleugnende Tat ist die, dass er, der Königssohn, nicht selbst nach der Krone trachtet, sondern David, dem Erwählten, der Nächste sein will. Das ist ein Bund, welcher dem Verstoßenen wahrlich die Hand stärken muss in Gott; und da nun Jonathan heimzieht und David wieder die Wüste und Einöde umfängt, da mag's ihm wohl wie ein Gottes - Garten gewesen sein und die Stille ringsum voll Stimmen der Verheißung. So viel vermag der Menschen Liebe, und ist doch nur wie das Bächlein aus dem Quell, und wie der Wiederschein und Abglanz von der Sonne! Quell und Sonne selbst aber ist die ewige Liebe unsers Gottes; und wie könnten wir einem Andern die Hand stärken in Gott, es sei denn, dass uns selber zuvor die Hand gestärkt wäre von Gott, welches geschieht dadurch, dass wir unsere Hände in die durchgrabenen Hände Jesu, des Gekreuzigten und Auferstandenen, legen. Dann kannst Du hinausgehen in die Wüste und Heide, wo sie bei Laufenden umherirren, die Heimatlosen, die Obdachlosen, die Verratenen und Verstoßenen unseres armen Geschlechts, und kannst ihnen die Hand stärken in Gott mit Liebeswort und Liebestat. Und dazu spricht Jesus: Was Du getan den Geringsten unter meinen Brüdern, das hast Du Mir getan! Darum selig, dreimal selig, wer einem Andern die Hand stärkt in Gott! (Nikolaus Fries)