Da kamen sie gen Mara; aber sie konnten des Wassers zu Mara nicht trinken, denn es war fast bitter. Daher hieß man den Ort Mara. Da murrte das Volk wider Mose und sprach: Was sollen wir trinken? Er schrie zu dem Herrn; und der Herr wies ihm einen Baum, den tat er ins Wasser, da ward es süß.
Der Ort Mara ist eine Station in unserm Pilgerleben, da wir oft hinkommen. Man braucht die Erde noch lange nicht als ein Jammertal anzusehen, wir finden den Ort Mara und das bittere Wasser daselbst auf unserm Lebenswege. Es kommen in unserm Leben Tage und Stunden, wo schweres Kreuz und bittere Trübsal auf uns liegen. Wir seufzen mit den Kindern Korah: „Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht;“ wir klagen mit Jeremias: „Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.“ Was ist denn unser Trost in unserer Trübsal? Das Kreuz Christi versüßet uns alle Bitterkeit. Denn unter dem Kreuze auf Golgatha erkennen wir, dass wir arme Sünder sind. Das ist die große und heilsame Lektion, die wir lernen, wenn wir den Mann am Kreuze ansehen und das Wort verstehen: Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen worden;“ siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!“ Und wenn wir uns nur erst als Sünder erkennen und fühlen, so bringen wir uns still und demütig unter die züchtigende Hand unseres Gottes. Wir erkennen und bekennen, dass wir mit unsern Sünden noch viel, viel mehr Schläge verdient haben. Wir nehmen die Züchtigung demütig an und danken dem Herrn, dass er nicht allzu streng mit uns ins Gericht gegangen. ist. Und schon durch solche Erkenntnis, die wir nur unter dem Kreuze auf Golgatha finden, wird uns die Trübsal versüßt, dass wir dankbar bekennen: „Es ist mir lieb, dass du mich gedemütigt hast, denn wenn du mich demütigest, so machst du mich groß.“ Aber das Kreuz Christi hat für uns noch einen besseren und süßeren Trost in aller Trübsal. Unter dem Kreuze sehen wir erst recht klar und tief in das Vaterherz unseres Gottes hinein. Da verstehen wir erst den goldenen Spruch: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Da lernen wir auch dem Gott der Gnade und der Liebe vertrauen, der sein Vaterherz und seinen Vatersinn gegen uns offenbart hat. Es ist, wie jenes Wort sagt, das St. Paulus gesprochen hat: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Welcher auch seines eignen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Das ist ein Trost, der nur unter dem Kreuze zu finden ist, und der alle Trübsal uns süß und leicht macht. Wer diesen Trost versteht, der wird in keiner Not verzagen, sondern mit aller Zuversicht und Freudigkeit sich darauf verlassen, dass Gott der Herr ihm auch zur rechten Zeit guten Rat, starken Mut und gnädige Hilfe schenken wird, wann und wie er derselben bedürfen wird. Ja, das Kreuz auf Golgatha macht uns die bitteren Wasser zu Mara süß. (Friedrich Ziethe.)