Der HErr ist mein Lobgesang.
Als das Volk Israel durch das Schilfmeer gegangen, und Pharao mit seinem HErr darin ersoffen war, so sangen Mose und die Kinder Israel dem HErrn ein Lied; und Mirjam die Prophetin, Aarons Schwester, nahm ein musikalisches Instrument in ihre Hand, und alle Weiber folgten ihr nach hinaus, mit solchen Instrumenten, am Reigen, Mirjam aber sagt ihnen vor. Man kann hieraus erkennen, dass das Volk Israel schon damals ein gesittetes Volk, und zu einem feierlichen Gottesdienst aufgelegt gewesen sei. In diesem Lied, welches das älteste unter allen bekannten Liedern in der Welt ist, wird der HErr wegen der Errettung Israels und der Vertilgung der mit Pharao ausgezogenen Ägypter hoch gepriesen. Der Anfang des Lieds ist dieser: ich will dem HErrn singen, denn Er hat eine herrliche Tat getan: Ross und Wagen hat Er ins Meer gestürzt. Der HErr ist meine Stärke und mein Lobgesang, und ist mein Heil. Der HErr ist mein Gott, ich will Ihn preisen; Er ist meines Vaters Gott, ich will Ihn erheben. Israel sang also unter Anderem: Jehovah ist mein Lobgesang, das ist: ich will des HErrn Lob singen, Ihm zur Ehre will ich singen. Mose hatte dem Volk vor und bei dem Auszug aus Ägypten große Treue bewiesen, und viele Werke getan, die Gott gefielen: man sang aber doch das Lob Mosis nicht, gleichwie überhaupt in der Heiligen Schrift kein auf einen Menschen verfertigtes Loblied anzutreffen ist. Es ist genug, wenn ein Mensch ein kurzes, gutes, aber wahrhaftiges Zeugnis bekommt, dass er ein treuer Knecht Gottes sei, dass er tue, was Gott wohlgefällt usw.; ein ausgebreitetes und hochgestimmtes Lob gebührt allein Gott. Ihn kann man nicht zu viel loben, und da nach den Regeln der Dichtkunst in Liedern lebhafte, prächtige und hochfliegende, Ausdrücke vorkommen sollen, so läuft man, wenn man das Lob Gottes besingt, in keine Gefahr, es zu übertreiben, da hingegen die guten Zeugnisse, die man den Menschen in Reden und Liedern gibt, leichtlich zu schwülstigen und abgöttischen Lügen werden können, worüber die Verfasser Gott Rechenschaft geben müssen. Von der Zeit des Neuen Testaments weissagt Jesaias Kap. 24,16.: wir hören Lobgesänge vom Ende der Erden (wo Heiden wohnen) zu Ehren dem Gerechten. Es gebührt also den Christen, ihrem gerechten Heiland und Fürsprecher zu Ehren Lobgesänge, oder wie Paulus redet, geistliche liebliche Lieder zu singen. Auch im Himmel wird gesungen, wiewohl von den Engeln nie gesagt wird, dass sie singen. Aber die vierundzwanzig Ältesten hatten Harfen, und sangen, als das Lamm Gottes das Buch mit den sieben Siegeln nahm, ein neues Lied. Offenb. Joh. 5,9. Hundert und vier und vierzig tausend auserwählte reine Seelen, die mit dem Lamm Gottes auf dem Berg Zion sind, singen ein neues Lied vor dem Stuhl, und vor den vier Tieren und vor den Ältesten, Offenb. Joh. 14,1.3. Und an dem gläsernen Meer, das mit Feuer gemengt ist, singen diejenigen, die den Sieg an dem Tier und seinem Bild behalten hatten, das Lied Mosis, des Knechts Gottes, und des Lammes, das ist, sie preisen Gottes Werke und Wege nach dem Inhalt des Alten und Neuen Testaments, und haben dabei Gottes Harfen, Offenb. Joh. 15,2.3. Selig ist, wer bei diesen himmlischen Lobgesängen und Musiken wird mit anstehen dürfen. Wer aber danach ein Verlangen hat, lasse den HErrn auch hier auf Erden oft seinen Lobgesang sein. (Magnus Friedrich Roos)
Der HErr ist mein Heil.
Dem Volk Israel widerfuhr ein großes Heil, da es aus der harten ägyptischen Dienstbarkeit erlöst, und von der Gewalt des nachsetzenden Königs Pharao durch seinen und seines Heeres Untergang im Schilfmeer befreit wurde. Hernach sang es ein Lied, und sagte in demselben unter Anderen: der HErr ist mein Heil. Aus der Hilfe, die ihm kurz vorher in Ansehung der Ägypter widerfahren war, wurde also die allgemeine Wahrheit hergeleitet: der HErr ist mein Heil. So haben Debora und Barak bei der Niederlage des Sissera und seines Heeres gesungen: also müssen umkommen, HErr, alle Deine Feinde! die Ihn aber lieb haben, müssen sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Macht, Richt. 5,31. Auf gleiche Weise haben Hanna, die Mutter Samuels, Maria, die Mutter Jesu, wie auch David und Andere in dem Lob, welches sie Gott wegen besonderer Gnadenerweisungen gegeben haben, immer auch allgemeine Wahrheiten vorgetragen, und Ihn so gepriesen, wie Er als Jehovah immer ist, und Sich immer beweist. Diese Weise sollen wir auch lernen. Das Werk, welches Gott da und dorten tut, ist in eine gewisse Zeit eingeschränkt: was Er gebaut hat, bricht Er wieder ab, was Er gepflanzt hat, reutet Er wieder aus (Jer. 45,4.). Er aber bleibt, wie Er ist, und ist immer das Heil Seines Volks: denn Seine Güte währt ewiglich, Ps. 136,11-14. Alle Werke Gottes sind tätige Offenbarungen Seiner ewigen Güte, Weisheit und Gerechtigkeit, und beweisen, dass Er das Heil Seines Volks und ein verzehrendes Feuer für Seine Feinde sei.
Bei den Worten: der HErr ist mein Heil denke ich billig an Christum den Heiland der Welt, von dem gesagt ist, es sei in keinem Anderen Heil und auch kein anderer Name den Menschen gegeben, dadurch sie von dem Übel errettet und selig gemacht werden sollen, als Sein Name. Er war noch nicht Mensch worden, und hatte die Erlösung der Menschen noch nicht ausgeführt, als Israel aus Ägypten zog: doch war der HErr, dem alle Seine Werke von Anbeginn bewusst sind, schon damals um Seinetwillen das Heil Israels. Auch alles übrige Gute, das den Menschen widerfährt, hat man Ihm zu danken; denn der Fluch des Gesetzes, der auf den Menschen lag, hätte allen Segen gehindert, wenn Er nicht ihr Stellvertreter, Erlöser und Fürsprecher, ja ein Fluch für sie worden wäre. Das Volk Israel bestand nicht aus lauter Gerechten, und doch wurde das ganze Volk aus Ägypten und durchs Schilfmeer geführt: also besteht jetzt das Christenvolk und das ganze menschliche Geschlecht meistens aus Ungläubigen, allein es widerfährt allen Menschen Heil um Christi willen, dass sie nämlich durch leibliche Wohltaten gesegnet, und zum Reich Gottes berufen werden. Bei dem Beruf scheiden sie sich freilich in zwei Haufen, und nur der eine Haufe, der aus Gläubigen und Gerechten besteht, wird so glücklich, dass der HErr im völligsten Verstand sein ewiges Heil sein, und ihm Seine Güte zur Sättigung aller Begierden erzeigen kann. Der HErr sei auch mein und der Meinigen ewiges und völliges Heil, und bringe uns dahin, wo wir Ihn als den Urheber des Heils fröhlich preisen und ausrufen können: Heil sei Dem, oder für das Heil sei Demjenigen gedankt, der auf dem Thron sitzt, unserem Gott und dem Lamm! (Magnus Friedrich Roos)