1. Mose 50,20

Andachten

Ihr gedachtet es böse zu machen; Gott aber gedachte es gut zu machen.
Dieses ist immer die Weise des Teufels und der Welt, deren Gott und Fürst er ist, dass sie es böse zu machen gedenkt; es ist aber auch die beständige Weise Gottes, dass Er’s gut zu machen gedenkt, und wirklich gut macht; wie denn solches zuletzt an den Tag kommt. Ein Beweis hievon ist die Geschichte Josephs, bei dem seine Brüder es böse zu machen gedachten, da sie ihn verkauften, bei dem es aber Gott gut machte, da Er seinen Sklavenstand zu einer Vorbereitung auf einen Herrenstand machte, bei welchem er ein göttliches Werkzeug war, viele Menschen in der Teuerung zu erhalten, und den Rat Gottes, nach welchem das Geschlecht Jakobs nach Ägypten ziehen sollte, zur Wirklichkeit zu bringen. Auch bei dem Kind Jesus gedachte es Herodes böse zu machen, da er es töten wollte, und wenigstens zu einer beschwerlichen Flucht nötigte; Gott aber hat es gut gemacht, indem Er verschaffte, dass hierbei die alte Weissagung: aus Ägypten habe Ich Meinen Sohn gerufen, erfüllt würde. Niemals aber hat’s der Teufel und die Welt böser machen wollen, als da Juden und Heiden zusammenstimmten, Jesum zu verdammen, zu verspotten, zu kreuzigen und zu töten. Sie wollten Ihn dadurch vertilgen, sie wollten Seiner auf immerhin los werden; aber Gott hat es gut gemacht, indem Er Alles zur Erlösung des menschlichen Geschlechtes ausschlagen ließ. Auch bei den Jüngern und Nachfolgern Jesu gedenkt es die Welt böse zu machen, indem sie dieselben hasst, drückt, verfolgt und tötet, wie Stephanus, der erste Märtyrer unter den Christen, in einem vollen Maße erfahren hat; Gott aber macht es gut, indem Er durch dieses Alles sie bewährt, und ihnen Gelegenheit macht zu zeigen, dass sie Ihn nicht um eines schändlichen Gewinns willen lieben, sondern Ihn über Alles lieben; und indem Er zuletzt die Bitte gewährt: HErr Jesu, nimm meinen Geist auf! folglich ihre Seelen dahin aufnimmt, wo kein Hass, kein Druck, keine Verfolgung und kein Tod sie mehr berühren kann.

Diese Betrachtung kann uns lehren, wie wir uns an der göttlichen Zulassung des Bösen nicht ärgern sollen. Im Himmel geschieht der Wille Gottes geradezu und in der schönsten Ordnung, und Gott offenbart dadurch Seine Herrlichkeit auf das Völligste. Aber auf der Erde gibt es Meisterstücke der göttlichen Weisheit, die man sogar im Himmel nicht wahrnehmen kann; indem Gott die bösen Geister und die bösen Menschen Böses denken und tun lässt, und doch Alles gut macht. Wie mancher Rat böser Menschen wird zunichte gemacht! Bei dem Streit zwischen Licht und Finsternis, zwischen dem Guten und dem Bösen, der auf Erden ist, fällt der Sieg immer auf die Seite Gottes und Seines Sohnes Jesu Christi. Sein Rat besteht, Sein Wort wird erfüllt, zu Seiner Ehre muss Alles ausschlagen. Es ist also gut auf den HErrn vertrauen, und sich nicht verlassen auf Menschen. Es ist gut im Reich Gottes leben, und Ihm dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die Ihm gefällig ist, und sich nicht an die Welt hängen, und nach ihrer Weise dem Irrwisch eines eitlen Glücks auf dem Weg der Bosheit nachjagen. Es ist aber auch nötig Glauben halten, geduldig sein, und harren, bis Gott in dem verwirrten Lauf der irdischen Dinge Seinen Rat ausgeführt hat. Das Ende Seiner Werke ist besser als ihr Anfang. (Magnus Friedrich Roos)

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