====== Hebräer 11,16====== =====Andachten===== **Darum schämt sich auch Gott nicht, zu heißen ihr Gott, denn Er hat ihnen eine Stadt zubereitet.** \\ Es gibt viele törichte und stolze Menschen, welche sich der Gottesfurcht, folglich eigentlich Gottes schämen, da es doch aufs Höchste zu bewundern ist, dass Sich Gott der Menschen nicht schämt. Als Christus Seine eigene menschliche Natur, die ganz rein war, betrachtete, so sagte Er Ps. 8,5.: **was ist der Mensch, dass Du sein gedenkest, und des Menschen Sohn, dass Du dich seiner annimmst?** Wie viel mehr können wir sagen: was sind Abraham, Isaak, Jakob, die Menschen, die Sünder, dass Sich Gott nicht geschämt hat, zu heißen **ihr Gott**, und sie gleichsam in Seinen Titel zu setzen, welcher 2 Mos. ,15. ganz steht, und so lautet: **Jehovah, eurer Väter Gott, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs**? Was sind die Apostel gewesen, denen der Heiland hat sagen lassen: **Ich fahre auch zu Meinem Gott und zu eurem Gott**? Und was sind wir Abkömmlinge der Heiden, die wir von Paulo Röm. 3,29. die Versicherung erhalten haben, dass Gott auch **der Heiden Gott** sei? Gott schämt sich nicht, auch **unser Gott zu heißen**, weil Er uns eine **Stadt** zubereitet hat, welche eine Hütte Gottes bei den Menschen sein wird. In dieser Stadt wird Er bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Er selbst wird mit ihnen sein **als ihr Gott**, Offenb. 21,3. In dieser Stadt, deren Schöpfer und Baumeister Gott selber ist, wird also völlig offenbar werden, was der Ausdruck **ihr Gott** bedeute. Hier wird der allein **gute Gott** Sich **Seinem Volk** auf die herrlichste Weise zu genießen geben. Hier wird sich Sein Volk hoch freuen, dass Gott sein Gott sei. Ehe aber dieser völlige Genuss und diese hohe und unzerstörliche Wonne angeht, sollen wir dem guten Gott, der sich auch heute nicht schämt, **unser Gott** zu heißen, mit einem ehrerbietigen **Glauben** begegnen, durch denselben Ihn **unsern Gott** nennen, und gern zu dem Volk gehören, dessen Gott Er ist, und unser Glück darein setzen, dass wir uns zu Ihm halten, und in Gehorsam vor Ihm wandeln. Eben dieser Glaube soll diese Folge bei uns haben, dass wir nach dem Vorbild Abrahams, Isaaks und Jakobs nicht an unserem irdischen Vaterland und an den Gütern, die es einschließt, hangen, sondern **eines besseren begehren, nämlich eines himmlischen**, uns nach der Weise desselben in der Heiligung bilden lassen, und durch die Hoffnung, dasselbe zu erreichen, die Beschwerden unserer Pilgrimschaft geduldig ertragen. Insonderheit sollen wir mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, die in unserem irdischen Vaterland im Schwang gehen, keine Gemeinschaft haben, sondern sie vielmehr mit Worten und Werken bestrafen, von der Welt, die im Argen liegt, ausgehen, und, wenn wir ausgegangen sind, ebenso wenig zu derselben im Fortgang des Lebens umkehren, als Abraham in das abgöttische Chaldäa umgekehrt ist. Wer im Glauben ein wenig versteht, was der Ausdruck bedeute: Gott ist der Gott Seines Volkes, und wer eine Hoffnungsaussicht auf die Stadt bekommen hat, die Er Seinem Volk bereitet hat, den werden diese Gebote nicht hart zu sein dünken. (Magnus Friedrich Roos) ---- Die Christen sind gewohnt, oft zu sagen: **mein Gott**, oder **unser HErr Gott**. Wer bedenkt aber, was dieser Ausdruck bedeute? Abraham, Isaak und Jakob waren fromme Männer; der Apostel aber sagt: Gott habe sich nicht geschämt, der Gott Abrahams, Isaak und Jakobs, folglich **ihr Gott** zu heißen. Weil sie schwache Geschöpfe und Sünder waren, hätte sich Gott dessen schämen können, Er schämte sich aber dessen nicht bei einer großen Herunterlassung Seiner Liebe und um Christi willen. Christus hat Matth. 22. daraus, dass Gott noch zur Zeit Mosis Sich selber den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs genannt hat, den Schluss gemacht, dass diese Männer nach ihrem Tod noch leben, da dann der weitere Schluss auf die Auferweckung ihrer Leiber auch nach der Sadduzäer Geständnis ganz richtig war, weil doch die Menschen nicht immer wider den Plan der Schöpfung unvollständige Menschen bleiben können, sondern die Seelen, wen sie übrig bleiben, ihre Leiber wieder bekommen müssen. Hernach sagte ein Engel zu dem Apostel Johannes, da er ihm das neue Jerusalem zeigte, Offenb. Joh. 21,3.: **siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen, und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Er, Gott selbst, wird bei ihnen sein als ihr Gott.** Wenn also Gott von Menschen sagt, Er sei ihr Gott, und diese Menschen ihrerseits auch sagen können: Gott sei ihr Gott, so bezieht sich dieser Ausdruck auf Menschen, die leben, denen sich also Gott offenbaren kann, die Seine Liebe genießen, Seine Herrlichkeit verehren und Ihn loben. Er ist aber von einer so reichen Bedeutung, dass von den Bürgern des neuen Jerusalems nichts Größeres gesagt werden kann, als dass Gott selbst bei ihnen sein werde als **ihr Gott**. Im neuen Jerusalem wird man also völlig erfahren, was dieser Ausdruck bedeute, darum sagt der Apostel: Gott habe sich nicht geschämt, Abrahams, Isaaks und Jakobs Gott zu heißen, weil Er ihnen eine Stadt zubereitet habe, nämlich das neue Jerusalem, in welcher er als **ihr Gott** bei ihnen und bei allen denjenigen, die ihrem Stammbaum durch den Glauben eingepfropft werden, wohnen, und Sich ihnen als der allein gute Gott, als das ewige und reinste Licht, und als die wesentliche Liebe mitteilen wird. Paulus fragt Röm. 3,29.: **ist Gott allein der Juden Gott? Ist Er nicht auch der Heiden Gott?** und antwortet: **ja freilich, auch der Heiden Gott.** Er hat also auch den Heiden, welche in den Fußstapfen des Glaubens Abrahams wandeln, folglich für Abrahams Samen geachtet werden, eine Stadt zubereitet. Die Namen der zwölf Geschlechter Israels sind an die Tore des neuen Jerusalems geschrieben, um anzuzeigen, dass die Auserwählten und Versiegelten aus diesen zwölf Stämmen darin wohnen; wer aber aus den Heiden die Gnade erlangt, von welcher Paulus Eph. 2,13 – 3,6. und Röm. 11,17. zeugt, wird einem von diesen zwölf Geschlechtern einverleibt. Weil auch die Namen der zwölf Apostel des Lammes auf die Gründe dieser Stadt geschrieben sind, so kann Niemand das Bürgerrecht darin erlangen, als wer durch den Glauben auf den Grund, das ist auf das Evangelium der Apostel und Propheten erbaut ist. (Magnus Friedrich Roos) ---- **Gott hat ihren eine Stadt zubereitet.**\\ Man braucht nicht in der Eitelkeit dieser Welt unterzugehen, es ist nicht nötig, sein armes Herz an diese Welt zu hängen und zu tun, wie wenn man hier zu Hause wäre, es ist nicht nötig, sich mit Träbern zu sättigen, die die Säue fressen, nein es ist etwas Besseres aufgehoben für uns, es ist eine Freiheit bereitet, eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes, wir können Bürs ger feiner Stadt werden schon hienieben, und als Bürger jener Stadt hindurchschreiten durch das Jammertal. Dies ist der zweck der Gnadenanstalt Gottes in Christo Jesu, darum ist der Heiland in diese Welt gekommen und hat sein Pilgerleben auf Erden geführt, aller Mühseligkeit dieser armen Welt unterworfen, auf dass wir arme Leute einen Trost haben könnten, auf dass er uns ein Recht erwürbe an jene Stadt, auf dass er durch sein teures Blut ein Lösegeld bezahlte für unsere Seelen, uns erlösete von der gegenwärtigen argen Welt und uns den Weg, den neuen lebendigen Weg eröffnete zum himmlischen Vaterland. Darum ist er Predigtgangen zum Vater, dass er uns eine Stätte bereitete, auf dass wir sein können, wo er ist. Vater, ich will - so sagt er in feinem hohepriesterlichen Gebet - dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, d. h. ich wili, dass, die du mir gegeben hast, ein Recht haben sollen zu der Freiheit jener Stadt, dass sie nicht Knechte des Todes bleiben, der uns allenthalben auf dieser Welt und in der Ewigkeit entgegentritt, sondern dass sie hins durchdringen zur ewigen Freiheit. Und dessen kann man ja auch gewiss werden. Was hilft mich der ganze Gnadenrat Gottes, wenn ich nicht gewiss wüsste, dass er mich angeht? Aber man kann eine Gewissheit seines Rechts an jene Stadt erlangen, in uns selber liegt sie nicht, in uns selber liegt nur Ungewissheit und Verzweiflung; wenn wir, die wir Sünder sind, in uns selber die Gewissheit suchen müssten, so würden wir sie in Ewigkeit nicht finden, denn ein jeder Fehler, eine jede Verschuldung - und wie viele kommen deren jeden Tag vor - würde uns unsern ganzen Grund wieder umstoßen und uns aufs Neue der Verzweiflung preisgeben. Aber darum ist der Morgenstern aufgegangen, darum ist das unschuldige Blut des Lammes vom Kreuzesstamm auf die Erde geflossen, damit der große Widerspruch zwischen Sünde und Seligkeit könnte gehoben werden und ein Sünder, wie wir, hinstehen könnte und sagen: dem Recht nach gehöre ich in die unterste Hölle, aber ich habe durch Christum ein Recht an jene Stadt. (Ludwig Hofacker) =====Predigten===== {{tag>Roos_Magnus_Andachten Hofacker_Ludwig_Andachten}}