====== Römer 9,16====== =====Andachten===== **So liegt es nun nicht an Jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.**\\ Es geht dabei wie mit einem Vogel, der auf einem Baum sitzend vom Jäger angeschossen wurde. Er sucht zu entfliehen, aber er kann nicht mehr; er fängt an zu fallen, aber er wehrt sich dagegen; er flattert von einem Zweig zum anderen, kommt aber immer weiter herunter; endlich fällt er kraftlos zu Boden, und der Jäger ergreift ihn. So sinkt zuletzt die Seele abgemattet nieder, weil sie von Jesus überwunden ist, und fällt, indem sie meint in einen Abgrund zu singen, in die Hände ihres Freundes und Erbarmers. - Mit diesem Sprung in die freie Gnade ist der Glaube nach seinem innersten Recht vollendet. Denn sobald ein Mensch keine eigene Gerechtigkeit mehr aufweist, sobald er nichts mehr durch das Recht will, so ist er dem Gesetz gestorben, und die Gerechtigkeit Christi wird ihm zu Teil. Kaum lässt man die eig'ne Gerechtigkeit fahren,\\ So kann er der Seele sein Heil offenbaren. Dies erfährt man auch in der Wahrheit. Von nun an steht einem solchen armen Sünder das Meer der Erbarmungen Gottes offen; er kann sich hineinglauben in alle Verdienste Christi; er kommt von Glauben in Glauben; er ist ein Kind Gottes, geboren für den Tag der Ewigkeit, ein Mensch Gottes, dem seine Beilage nicht mehr genommen wird, wenn er sie nicht selbst wieder vergeudet und verschleudert. Nun kann er Christum bekennen und schämt sich seiner nicht mehr, auch wenn er ein Königischer wäre; er spricht: Es wisse, wer es wissen kann: Ich bin des Heilands Untertan! Er geht willig mit dem Freund seiner Seele hinaus vor das Tor und trägt seine Schmach. Nun kann er die Sünde überwinden durch die Kraft des Lammes Gottes; nun kann er die Drangsale dieses Lebens überwinden, denn der uns den Sohn gegeben hat, sollte der uns mit dem Sohn nicht Alles schenken? Nicht dass ein Tag wäre wie der andere; es kommen auch noch Anfechtungen, Übungen, Proben des Glaubens. Es gibt auch noch Manches zu lernen, wenn man schon ein Kind Gottes ist. Der Glaube muss unter der Übung immer lauterer, und das Herz immer mehr dahin gebracht werden, dass es auf Barmherzigkeit hofft, und auf nichts als auf Barmherzigkeit, dass es im Leben und Sterben, in Zeit und in der Ewigkeit, von Tag zu Tag nichts mehr will als Gnade, dass das Erbarmen, das freie Erbarmen Gottes sein einziges Element wird, darin es sich bewegt. Aber wenn nur einmal der Grund gelegt ist, das Übrige führt der Heiland auch aus. Lassen wir nur ihn machen! „Ich bin“ sagt der Apostel - „ dessen in guter Zuversicht, dass, der in euch angefangen hat das gute Werk, wird es auch vollenden bis auf den Tag Jesu Christi.“ Jener Tag wird es erst ganz offenbaren, dass er der Vollender des Glaubens ist. Er helfe uns dazu, dass er es dann auch an uns offenbare! Amen. (Ludwig Hofacker) =====Predigten===== {{tag>Hofacker_Ludwig_Andachten}}