====== Matthäus 16,26====== =====Andachten===== **Was hilft es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?**\\ Die Welt gewinnen, das war das Ziel, das Jesus seinen Jüngern zeigte und unter das er ihr Wirken stellte. Weil er selber in die Welt gekommen ist, hat er auch die Seinen in die Welt gesandt, und wenn wir es einmal erfasst haben, was die Menschen sind, was ihnen fehlt, wenn sie in Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit verderben, und was sie empfangen, wenn wir ihnen die Gabe Gottes bringen, dann gewinnt das Ziel „die Welt gewinnen“ Riesenstärke. So gewiss die Barmherzigkeit Gottes und bewegt, können wir nicht müßig sein, und so gewiss wir glauben, gehen wir an das Werk. Nun stellt sich uns aber Jesus warnend in den Weg; was würde es dir helfen, wenn du den größten Erfolg erreichtest und nicht nur hier und da einige, sondern wirklich die Welt gewönnest, aber selber dem göttlichen Gericht verfielest, wenn du andere ins Leben führest und deine eigene Seele durch das verdammende Urteil Gottes stürbe? „Sorge für dich selbst“, das stellt Jesus neben die Worte, die uns für die anderen verpflichten, und er begründet seine Mahnung damit, dass kein anderer in Gottes Gericht für mich eintreten kann, weil es nichts gibt, wodurch Gottes Urteil entkräftet werden könnte. Ist dies auch heute für die Christenheit eine ernste Gefahr? Ihre Erfahrung zeigt beständig, wie unentbehrlich ihr die Warnung Jesu ist; denn sie hat sich selbst mit dem Bemühen, die Welt zu gewinnen, oft bitterbösem Schaden angetan. Es liegt so nahe, um des hohen Ziels willen auch falsche Mittel für heilig zu erklären und von der Wahrheit abzuweichen, um bei den anderen ein offenes Ohr zu finden. Bald ist es Furcht und bald stolze Eigenmächtigkeit, die aus der christlichen Arbeit Sünde macht. Der Sold der Sünde ist aber für alle der Tod; denn Gott hat keine Günstlinge. Der Dienst Gottes bleibt eine tiefernste Sache. Sieh dich vor, dass du dich nicht durch ihn verdirbst. \\ Du kennst, Herr Jesus Christus, nur die, die den Willen Deines Vaters tun. Wecke mein Ohr, dass es Dein Gebot höre und bewahre. Ich bitte Dich um Dein Wort, das zwischen Licht und Nacht in mir scheidet und meinen Willen reinigt. Amen. (Adolf Schlatter) ---- **Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele.** \\ Als Christus Seinen Jüngern verkündigt hatte, dass Er bald werde leiden und getötet werden, so nahm Ihn Petrus auf die Seite, fuhr Ihn sehr an, und sagte: HErr, schone Dein selbst, das widerfahre dir nur nicht! Diese unbescheidene und unverständige Rede, wegen welcher Petrus einen sehr scharfen Verweis bekam, gab Jesu den Anlass, unter Anderem zu sagen: **wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren: wer aber sein Leben verliert um Meinet willen, der wird’s finden. Was hälfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele** usw. Es ist Ein Wort, welches **Leben** und **Seele** in dieser Rede Christi bedeutet. man darf sein **Leben** verlieren, wenn es nur um Christi willen geschieht, und wenn man’s nur wieder findet, wie Er’s in der Auferstehung wieder gefunden hat. man kann’s aber auch erhalten wollen, und doch verlieren, und dieses heißt alsdann Schaden an seiner **Seele** nehmen, oder sein **Leben** auf eine unwiederbringliche Art einbüßen. **Leben** oder **Seele** ist dasjenige, was den sterblichen Leib bewegt, dass der Mensch durch denselben irdische Dinge empfinden, genießen und besitzen könne. Man muss seine **Seele** oder sein **Leben** verlieren um Christi willen, das ist, man muss sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen, und Ihm nachfolgen, wie Er selber V. 24. gesagt hat. Man muss den Genuss und Besitz irdischer Dinge Seiner Liebe weit nachsetzen, man muss sich darin mäßigen, und endlich jenen Genuss und Besitz im Tod gern wirklich aufgeben: alsdann wird man seine **Seele** oder sein **Leben** finden, das ist, man wird ein **Leben** von einer höheren Art erlangen, da die **Seele** in einem verklärten Leib wohnen, und durch denselben himmlische Güter genießen wird. Wer aber sein **Leben** erhalten, oder den Genuss und Besitz irdischer Dinge auch wider die Ehre und den Willen des HErrn eine Zeit lang behaupten will, wird diesen Genuss und Besitz im Tode verlieren, und nichts dafür bekommen; es würde ihn auch nichts helfen, wenn er die ganze Welt gewonnen hätte, folglich für seine **Seele** oder sein irdisches **Leben** eine sehr reiche Weide bereitet hätte. Er würde doch sein **Leben**, wie er’s im irdischen Leib geführt hatte, folglich den Genuss der ganzen Welt auf einmal einbüßen. Seine **Seele** würde von ihm genommen, und wenn er alsdann unter die Toten gezählt ist, so kann man ihn fragen: wes ist’s nun, das du gewonnen und bereitet hast? Er kann auch, weil er nichts hat, nichts geben, womit er seine **Seele** oder sein **Leben** wieder löse; und wenn er auch die ganze Welt noch hätte, so würde sie doch kein gültiges Lösegeld für sein **Leben** oder seine **Seele** sein. Er wird tot sein, und auch bei der Auferstehung kein ewiges **Leben** bekommen, denn er wird nur zum Gericht auferstehen, um nach dem gefällten Urteil **den zweiten Tod leiden** zu können. **Denn es wird je geschehen,** setzt Christus hinzu, **dass des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen heiligen Engeln: und alsdann wird Er einem Jeglichen vergelten nach seinen Werken.** Er wird nämlich das **Leben** in einem verklärten Leib denjenigen geben, die ihr **Leben** im irdischen Leib um Seinetwillen gehasst, verleugnet und verloren haben: über diejenigen aber wird ER das **Todesurteil** fällen, die ihr **Leben** haben erhalten wollen. (Magnus Friedrich Roos) ---- **Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele?**\\ Der Herr redet hier von Leuten, die da reich werden wollen, die Reichtum haben wollen um seiner selbst willen und um der irdischen Genüsse willen, die er mit sich führt. Wenn du mit solchen Plänen erwerben und gewinnen willst, wenn du mit deinem Gute kein höheres Ziel hast, dann bringt dich dein Gut gewiss in große Seelengefahr, und die erste und größte ist, dass du über deinem irdischen Gott den lebendigen Gott vergisst. Fängt Jemand an, das Gut der Erde zu seinem Gotte zu machen, dann schweigt nach und nach das Gebet. Gottes Wort wird in den Winkel gelegt, weil es die Gefahren des Reichtums in so scharfen Zügen zeichnet. Da steht ja geschrieben: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“ Vor allen Geschäften hat man dann keine Zeit mehr, den Sabbat zu heiligen. Und fragt man nun Solchen: „Wann bist du zuletzt zum Heiligen Abendmahl gekommen?“ dann erhält man wohl zur Antwort: „Dazu ist bei uns keine Zeit.“ Siehst du die Seelengefahr? Siehst du den Schaden an deinem Heil? Weißt du, dass das immer tiefer frisst, dass dann kein Riegel gegen allerlei Unredlichkeit mehr da ist, dass man um Geld und Gut Gott zuletzt mit falschen Eiden ins Angesicht schlägt und spottet? Wie viel ihrer sind und werden wohl um Geldes willen geschworen! O treuer Gott, du hast uns zu deinen Kindern gemacht und zu Gefäßen, in welche du den heiligen Geist, Leben, Frieden und Freude schütten willst. so wollest du uns doch behüten, dass wir diesen deinen Willen nicht verderben. Lass uns dies edle Gefäß nicht mit der Erde und ihrem Staube füllen, darunter das Leben aus dir erdrückt und ertötet wird. Wo sich aber eine Seele verkauft hat an das Gut dieser Welt, da lass sie ihre Armut und Verderben fühlen. Und du, Herr Jesu, mache uns los von diesem Tyrannen und nimm die Schmach von uns, dass die Kinder Gottes dem vergänglichen Mammon dienstbar geworden sind. Ja Herr, schenke uns die Freiheit der Kinder Gottes, in der wir alles, was wir sind und haben, nur brauchen zu deiner Ehre. Amen. (Friedrich Ahlfeld) ---- **Was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?**\\ Mit allem Gute der Welt kann sich der Mensch nicht einen einzigen Tag hinzukaufen. Und je tiefer es geht, um so matter und wertloser wird der Klang des Geldes. Schon das Gewissen hat fein Ohr für diesen feinen Ton. Wenn du ihm entgegnest: „Sei doch stille, ich habe ja Tausende damit gewonnen“, dann antwortet es dir: „Das bleibt sich gleich, du hast den lebendigen Gott verachtet.“ Mit allem Gelde kannst du dir keine Minute Frieden im Herzen kaufen. Ebenso wenig mit Gaben der Barmherzigkeit oder mit Stiftungen. Wo bliebe der gerechte Gott, wenn sich der Reiche von seiner Schuld loskaufen könnte, der Arme aber nicht? Zulegt geht es ans Sterben. Da heißt es: „Du Narr, wes wird sein, was du bereitet hast?“ Wessen, das wissen wir nicht, aber jedenfalls nicht sein. Endlich kommen wir vor Gottes Gericht. Die sich nun hier als Gottes Haushalter über ihre Güter angesehen haben, die haben dort einen Segen davon. Was bringen aber die mit, welche die Güter der Welt zu ihrem Gotte machten? Die Güter haben sie hier lassen müssen; nur die Schuld bringen sie mit. Diese können sie mit nichts abkaufen. Sie haben ja nichts mehr. Jener reiche Mann im Evangelio konnte sich mit allem Gut, das er zuvor sein genannt, nicht einen Tropfen Wasser kaufen, um seine Zunge zu fühlen. Wie sollte nun Jemand seine Seele loskaufen können! Wer sie hier bis an sein Ende für das Gut der Erde verkauft hat, der hat sie für alle Ewigkeit verkauft. Herr, heiliger Gott. Behüte uns davor, dass wir diesen Tag verwenden nur in irdischem Ringen und Arbeiten. Und ob wir noch so viel erwürben, es würde unsere Seele nur fester binden in die Gefangenschaft der Erde. Das was allein sie daraus lösen kann, ist deine Gnade in Christo. Solche Gnade lass uns geleiten, an sie wollen wir uns halten, in ihrem Lichte wollen wir wandeln, dann wirst du uns und die Unsern auch segnen mit dem, was wir auf Erden brauchen. Amen. (Friedrich Ahlfeld) ---- **Was hilft es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?**\\ Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu, und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht. Hüte dich vor jeder Unehrlichkeit. Sprich nicht: Es ist ja nur ein Geringes. Vielmehr weiche keinen Finger breit von Gottes Wegen ab. Von dem Tage an war Glück und Frieden von Rebekka und Jakob gewichen, da sie sich verbanden zum Betruge: von dem Tage an hatten sie keine ruhige Stunde mehr. Der Herr ist Rächer über das Alles. Wiege jeden Gewinn auf der Waage des Gewissens, und wenn Unrecht, wenn Tränen daran hängen, dann tu's von dir, erstatte es wieder. Das heißt mit Gott und seinem heiligen Wort Spott treiben, wenn einer Buße tut und doch nicht wieder gut macht, was noch gut zu machen ist. Hüte dich vor dem Müßiggang und der Verschwendung. Gott hat jedem seine Arbeit zugewiesen. Dient einander, ein Jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. Sei nicht unter den Schlemmern; denn die Schlemmer verarmen, und ein Schläfer muss zerrissene Kleider tragen. Hüte dich vor dem Neid, Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. Das reichste Kleid ist oft gefüttert mit Herzeleid. Es kann Einer Geld und Gut genug haben, und doch auch Elend genug haben. Armut und Reichtum liegt nicht im Kasten, sondern im Gemüt. Der ist reich, der gottselig ist und lässt ihm genügen. Der ist reich, der, ob er viel oder wenig hat, seine Hoffnung setzt auf den lebendigen Gott. Denn er deckt die Seinen mit dem Schild seines Worts: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen. Reiche und Arme begegnen einander, aber beider Augen erleuchtet der Herr. (Adolf Clemen) =====Predigten===== {{tag>Schlatter_Adolf_Andachten Roos_Magnus_Andachten Ahlfeld_F_Andachten Clemen_Adolf_Andachten}}