====== Jona 1,1====== =====Andachten===== **Es geschah das Wort des Herrn zu Jona, dem Sohne Amithai, und sprach: Mache dich auf, und gehe in die große Stadt Ninive, und predige darinnen; denn ihre Bosheit ist herauf gekommen vor mich. Aber Jona machte sich auf, und floh vor dem Herrn, und wollte aufs Meer; und kam hinab gen Japho. Und da er ein Schiff fand, das aufs Meer wollte fahren, gab er Fährgeld, und trat darein, dass er mit ihnen aufs Meer führe vor dem Herrn.**\\ Man hüte sich doch ja vor Liebhabereien, die quer in eine Pflicht hinein kommen. Der Prophet Jonas, statt nach Ninive zu gehen, wo der Befehl Gottes ihn hin rief, zog vor, eine Wasserspazierfahrt zu machen. Wie teuer kam ihn jene Seereise zu stehen! Wer dem Willen Gottes entläuft, unter welchem Vorwand es sei, muss es immer schwer büßen. Man gesteht sich aber nicht immer den Widerwillen ein, den man gegen die oder jene Pflicht hat, und findet oft so schöne Gründe, die selbstgewählten Liebhabereien zu rechtfertigen. Was man aus Inspiration tut, sagt man sich, das tue man besser, als was man in einem gezwungenen Geist tut. Demnach, wer heut nicht aufgeräumt ist, nach Ninive zu gehen, d. h. seiner Pflicht, seinen Geschäften, seinem speziellen Wirkungskreis Ehre zu machen, der folge dem Zug, den er in sich spürt, das schöne Meer zu versuchen, d. h. das Schöne, Gute, Hochherzige anderswo zu suchen, als in seiner Pflicht; wohin wird solch ein Dilettantismus führen? Es wird bald ein Haifisch kommen und den ganzen Menschen verschlingen. Einer Kaprice folgen gleich zwei, drei andere nach; man wird, wie man eine Untreue sich erlaubt hat, bald so von Phantasien geplagt werden, dass man zuletzt die ganze Pflicht über Bord werfen möchte und sich unglücklich fühlt in dem alltäglichen Leben. Damit ist nicht gesagt, dass man keine Abwechslung sich erlauben dürfe. Um frisch zu bleiben, kann man wohl auch einen Spaziergang machen, ein anderes Buch lesen, als das, welches gerade ins Fach schlägt, Kopf und Herz irgendwo ruhen lassen, oder ein Nebentalent ausbilden, aber nur, dass die Hauptsache nicht Not leidet. Man erinnere sich immer, warum man hier auf Erden ist, wo man steht und zuerst zu wirken hat. Paulus sagt: Ich habe es Alles Macht, es frommt aber nicht Alles. Ich habe es Alles Macht, aber es soll mich nichts gefangen nehmen. Man ist schon gefangen, wenn man einen Frondienst aus der Pflicht macht; da steckt schon eine Nebenlust im Herzen, die eine Hauptlust zu werden beginnt. Nach Ninive, nicht aufs Meer, so entgehen wir allen Haifischen. (Friedrich Lobstein) =====Predigten===== {{tag>Lobstein_Friedrich_Andachten}}