======Psalm 6,7====== =====Andachten===== **Ich bin müde von Seufzen, ich schwemme mein Bette die ganze Nacht rc.** Viele Menschen meinen, das Gebet bestehe bloß im Wortemachen; dem lieben Gott etwas vorpredigen, mit beredter Zunge zu Gott sprechen, das heiße beten, je mehr, je besser. Christus sagt: Worte tun's nicht; viele Worte machen beim Gebet ist heidnisch, nicht christlich. Man soll aber doch länger, ja man soll unablässig, aller Orten beten. Was und wie soll man ihm denn tun? Wenn man nicht Worte, wenigstens nicht viele brauchen darf? Frage den David, der antwortet dir im Namen aller wahren Beter in obiger Stelle. (Psalm 6,7. und 42,4.) Anderswo sagt er gar: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Psalm 62,1. und Jesaias (30,15.) macht es zur Bedingnis, um Hilfe und Kraft zu erlangen, müsse man stille sein und hoffen, nicht Wortkriege mit Gott führen. Christus selbst, in seinem heißesten Gebete, in der tiefsten Angst wie wenige Worte machte er? dieselben Worte wiederholte er dreimal. Der Irrtum liegt bei den Leuten darin, dass sie glauben, das Gebet sei eine Sache der Zunge, nicht des Herzens. Die Zunge muss freilich im Dienste des Herzens stehen, wenn man ihrer bedarf; aber das Herz muss beten, ringen, harren, hoffen, glauben und seufzen. Manchmal müssen Tränen mehr sagen als Worte. So waren gewiss auch der Blutschweiß und die Tränen des Heilandes ein größeres Geschrei in den Ohren des Vaters, als seine wenigen und kurzen Worte. Moses schrie auch zu Gott, da er den Mund nicht auftat (2. Mose 14,15.) In den Psalmen hört man den David oft schreien, und ich glaube, dass wohl immer ein solches innerliches Schreien zu verstehen ist. Doch will ich dir nicht wehren, wenn du auch manchmal laut schreien willst und musst. Es hat Alles seine Zeit. Daraus kann man denn auch schließen, was von Gebetbüchern und dem Beten aus denselben zu halten sei. Doch möchte ich gute Gebetbücher nicht unbedingt verwerfen, noch verwehren. Ein guter Beter kann auch damit recht umgehen. Sonst aber sind sie wie die Rechnungsbücher, wo man Alles ohne Mühe gleich finden kann, ohne selbst die Rechnung zu machen oder zu verstehen, und die man in meinem Vaterlande Faullenzer heißt. (Johannes Evangelista Gossner) ---- **Ich bin so müde von Seufzen.** Da sehen wir, was die rechte Buße sei, wie sie aus dem innersten Grunde des Herzens gehe. Denn dieses einige heftige Seufzen des Herzens begreift die ganze Buße in sich, die schmerzhafte Reue der Seele, den Glauben und das Verlangen nach Gottes Gnade, den Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit. Daraus sehen wir, wie gar tief das Reich Gottes in unsrer Seele ist, und in seinem äußerlichen Werk, Schein und Heuchelei besteht. Es sind der Menschen Seufzer nicht zu ergründen; denn sie begreifen zugleich Himmel und Erde, Gott und die Welt, Gesetz und Evangelium, Zorn und Gnade in sich, und tragen es alles Gott in einem Augenblick vor. Darum nennts Paulus ein unaussprechliches Seufzen, Röm. 8,29. So gar hat es Gott in unsern Geist gelegt, darinnen wir Ihn anrufen, und in dieser Kraft Gottes ist das bekehrte menschliche Herz nicht zu ergründen, Jerem. 17, 9. (Johann Arnd) ---- **Ich schwemme mein Bette die ganze Nacht, und netze mit meinen Tränen mein Lager.** Hier sieht man den rechten Ernst des lieben David, wie er so herzliche Reue über seine Sünde gehabt hat. Er will mit diesen Worten sagen: Ach! wenn es möglich wäre meinem Leibe, wie es wohl in meinem Geiste ist, so wollte ich, dass ich so sehr weinen könnte, dass mein Bette darinnen schwimmen möchte, weil ich mein Bette mit Ehebruch besudelt habe. Und ein solcher redlicher Wunsch und Wille ist vor Gott die Tat selbst; denn Gott erwägt den Geist. Lutherus sagt: Ein solcher Wille ist das Gewicht aller äußeren Werke und Leben. Gott urteilt alles nach dem Herzen; darum, so groß, als du von Herzen wünscht, dass deine Reue über deine Sünde, dass dein Glaube, deine Liebe im inwendigen Grunde sein sollte, so groß sind sie vor Gott; denn Gott sieht nicht allein die Werke, sondern vornehmlich das Herz an. (Johann Arnd) =====Predigten===== {{tag>Gossner_Johannes_Andachten Arnd_Johann_Andachten}}