======Lieder zu Psalm 42====== =====Matthias Jorissen===== Wie der Hirsch bei schwülem Wetter\\ Schmachtend nach der Quelle schreit,\\ Also schreit nach Dir, mein Retter!\\ Meine Seel‘ in Druck und Leid.\\ Ja, nach Gott nur dürstet mich!\\ Lebensquell, wo sind‘ ich Dich?\\ Wann, wann werd‘ ich vor Dir stehen,\\ Wann dein herrlich Antlitz sehen? 2. Thränen sind bei Nacht und Tage\\ Meine Speise, da der Spott\\ Tief mich tränket mit der Frage:\\ „Wo ist nun in Noth dein Gott?“\\ Meine Seel‘ zerfließt in Weh,\\ Daß ich nicht wie eh’mals geh‘\\ Unter Dank- und Jubelchören\\ Dich in Zion zu verehren! 3. Seele, wie so sehr betrübet,\\ Wie ist dir in mir so bang‘?\\ Harr‘ auf Gott, der jetzt dich über,\\ Harr auf Ihn, es währt nicht lang?!\\ Dann entspringt aus Druck und Leid\\ Freud‘ und große Herrlichkeit.\\ Ich will meinen Heiland loben,\\ Ewig werd‘ mein Gott erhoben! 4. Wenn ich merk auf Gottes Güte,\\ Die er jeden Tag mir zeigt,\\ Das erhebet mein Gemüthe,\\ Unter meiner Last gebeugt.\\ Oft besing‘ ich in der Nacht\\ Seine Liebe, seine Macht,\\ Und ich bete nicht vergebens\\ Zu dem Gotte meines Lebens. 5. O mein Gott, mein Fels! wie lange\\ Meiner, ach, vergissest Du?\\ Macht’s mir doch mein Feind so bange,\\ Und ich finde nirgend Ruh.\\ Es zerschmettert mein Gebein,\\ Wenn die Spötter täglich schrei’n:\\ „Wo ist Gott, auf den du bauest,\\ Dem du all dein Heil vertrauest? 6. Seele, wie so sehr betrübet?\\ Wie ist dir in mir so bang?\\ Harr‘ auf Gott, der jetzt dich übet,\\ Harr‘ auf ihn, es währt nicht lang?!\\ Dann entspringt aus Druck und Leid\\ Freud‘ und große Herrlichkeit.\\ Ich will meinen Heiland loben,\\ Ewig werd‘ mein Gott erhoben! =====Johann Anastasius Freylinghausen===== 1. Wie ein Hirsch vom Durst gequälet,\\ Wenn ihm fehlet\\ In der Hitz ein frischer Quell,\\ Schreiend sich nach Wasser sehnet, \\ Also stöhnet \\ Nach dir, o Gott, meine Seel. 2. Meine Seele sich verzehret \\ Und begehret\\ Von dir, Strom der Süßigkeit, \\ Noch allhier getränkt zu werden \\ Auf der Erden \\ In des Durstes Peinlichkeit. 3. Ach, wenn, spricht sie, solls geschehen, \\ Dass zu sehen\\ Ich vermag dein Angesicht? \\ O wenn soll mit allen Frommen\\ Ich doch kommen \\ Hin zu deinem klaren Licht? 4. Denn jetzt bin ich so ungerne\\ Dir noch ferne;\\ Jeder Tag hat seine Not,\\ Weil der finstern Kräfte Scharen \\ Mich anfahren; \\ Wo ist, sagen sie, dein Gott? 5. Dürft und könnte ich doch laufen\\ Mit dem Haufen,\\ Der mit Preis und Lobgesang\\ Dich in Salems Hütten ehret\\ Und vermehret\\ Deinen Ruhm mit Saitenklang. 6 Aber dies muss ich entbehren \\ Und mit Zähren\\ Bei mir schütten aus mein Herz; \\ Ich muss Klagelieder singen \\ Und mit Ringen \\ Täglich häufen meinen Schmerz. 7. Stille, stille, Seele, stille! \\ Und, o Wille,\\ Gib dich in Gelassenheit.\\ Hoff auf Gott, so wird dein Klagen\\ Samt den Plagen\\ Sich verwandeln bald in Freud. 8. Unterdessen währts so lange, \\ Dass mir bange,\\ Dass ich finde keine Ruh.\\ Ich muss fühlen seine Ruten,\\ Seine Fluten\\ Schlagen ja auf mich nur zu. 9. Aber Gott bleibt doch die Liebe, \\ Darum übe\\ In dem Glauben die Geduld;\\ So wird dich bei Nacht und Tage\\ Statt der Plage\\ Noch erquicken seine Huld. 10. Ich will glauben, hoffen, dulden;\\ Meine Schulden\\ Haben es gar wohl verschuldt,\\ Dass mein Fels, der mein vergisset, \\ Mir zumisset \\ Tränenbrot statt seiner Huld. 11. Aber wenn die Feinde höhnen \\ Meine Tränen, \\ Dies ist mir ein bittrer Tod; \\ Wenn die Spötter in dem Zagen \\ Zu mir sagen: \\ Lieber, wo ist nun dein Gott? 12. Dennoch stille, Seele, stille! \\ Und, o Wille,\\ Gib dich in Gelassenheit.\\ Du sollst, so du nicht wirst wanken,\\ Ihm doch danken\\ In der Zeit und Ewigkeit. {{tag>Jorissen_Matthias_Lieder Freylinghausen_Johann_Lieder}}